Das Salomonssiegel ist eine faszinierende Pflanze. Ein Gewächs mit zarten weißen Blüten und dunkelblauen Beerenfrüchten, das mit dem Spargel verwandt ist und magische Kräfte haben soll. In Berlin und Brandenburg kann man ihm begegnen – sehr häufig allerdings ist es nicht.
Das Salomonssiegel wächst in Wäldern
Lieblings-Standort des Salomonssiegels sind lichte Buchen-, Eichen- und Nadel-Mischwälder. Mit Schatten kommt es gut zurecht. Was es so auffällig macht, ist sein Wuchs: Der Stängel biegt sich zur Seite, von ihm zweigen die ovalen Blätter paarweise ab. Die weißen, zum Rand grün auslaufenden Blütenglocken hängen in akkurater Reihe am Stängel.
Zwei enge Verwandte
Wer seine Nase an eine der hübschen Blüten hängt, der stellt schnell fest, ob er das seltene Echte Salomonssiegel (Polygonatum odoratum, auch als Wohlriechende Weißwurz bekannt) vor sich hat oder das häufigere Vielblütige Salomonssiegel (Polygonatum multiflorum) – Ersteres duftet sehr angenehm, Nummer zwei ist geruchslos.
Die dunkelblauen Beeren sind giftig
Blütezeit des Salomonssiegels (beide Arten) ist im Mai und Juni, Bestäuber sind Schmetterlinge, vor allem aber langrüsselige Hummeln. Später reifen die dunkelblauen Beeren heran. Die sehen zwar appetitlich aus, sind aber, wie die gesamte Pflanze, giftig und können Übelkeit und Erbrechen hervorrufen.
Graben nach dem Namen
Wer wissen möchte, woher das Gewächs seinen Namen hat, muss graben: Die Rhizome (unterirdische Erdsprosse, oft auch Wurzelstock genannt) bilden alljährlich neue Sprosse, von denen die Stängel austreiben. Wenn im Herbst der Stängel abbricht, hinterlässt er eine Narbe auf dem Rhizom, das dadurch wie ein Siegel aussieht.
König Salomos Siegelring
Und wie kommt der „Vorname“ zustande? Hier ist König Salomo der Pate. Er soll einen legendären Ring getragen haben, von dem es hieß, er stamme aus dem Paradies. Mit dem Siegel konnte Salomo der Legende nach Schlösser öffnen und sogar Felsen sprengen. Möglich war dies (so wird gesagt) durch die geheimnisvolle Springwurzel.
Ringe aus Wurzeln
Interessant finde ich, dass die heidnischen Völker früher die Wurzeln des Salomonssiegels ausgruben, um Ringe daraus zu machen. Die Christen übernahmen diesen Brauch, und in der Oberlausitz tut man dies auch heute noch.
Eine Pflanze mit vielen Namen
Kein Wunder, dass eine Pflanze mit so viel Geschichte auch viele ganz unterschiedliche Namen hat. Schlangenbeere wurde sie genannt, Jungfernschön, Schminkwurz, Stern des Herrn und Jageteufel.
Salomonssiegel im Garten
Ganz egal, welchen Namen man verwendet: Das Salomonssiegel ist eine Schönheit, die sich auch im Garten sehr wohlfühlt. Man bekommt die Pflanze zum Beispiel beim Berliner Staudenmarkt im Botanischen Garten (nächster Termin am 2. Und 3. April – Infos folgen in Kürze).
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