Immer wenn ich im Grunewald bin, staune ich über das Moos, das dort wächst. Manchmal zieht es sich sogar an Bäumen hoch. An anderen Stellen bildet es weiche Polster. Grund genug für eine kleine Liebeserklärung.
Moos liebt es dunkel und schattig
Eines vorweg: Moos an Bäumen ist nicht schädlich. Das gilt auch für Gartenbäume. Es liebt dunkle, feuchte Orte – die Chance ist also groß, dass das Moos an der Nordseite des Baumes wächst. Oder der Baum vor allem im Schatten steht. Es lohnt sich, einmal genau hinzuschauen. Moose gehören nämlich zu den ältesten Landpflanzen, die es gibt – schon vor 450 Millionen Jahren fühlten sie sich auf der Erde wohl.
Weltweit gibt es 16.000 Arten, die sich auf die Gruppen Laub-, Leber- und Hornmoose verteilen. Sie haben sehr wenige Ansprüche an ihre Umgebung, weshalb sie auch dort gedeihen, wo sonst fast gar nichts wächst. Etwa in Tundragebieten.
Wie Torf entsteht
Moose haben eine ganz besondere Fähigkeit: Sie gestalten ihren Standort selbst. Zwar wachsen sie nach oben wie alle anderen Pflanzen auch, aber gleichzeitig verdichten sich die abgestorbenen Teile unter der Erde, bis keine Luft mehr herankommt. So entsteht im Laufe der Zeit Torf. Andere Gewächse halten Moose fern, indem sie den Boden so sauer machen, dass niemand außer ihnen dort gedeihen kann.
Und es fällt noch etwas auf: Anders als andere Pflanzen nehmen Moose Nährstoffe nicht über ihre Wurzeln auf, sondern über ihre Oberfläche mit vielen kleinen Blättchen – sie ziehen die Nährstoffe aus dem Wasser. Selbst in Nebel finden sie noch genug Nahrung.
335 Moosarten sind vom Aussterben bedroht
Bei der Vermehrung allerdings wird es kompliziert. Meistens gibt es an einem Standort nur ein Geschlecht, außerdem brauchen Moose viel Feuchtigkeit, die dafür sorgt, dass die Samenzellen der männlichen zu den Eizellen der weiblichen Pflanzen schwimmen können. Und auch wenn die Ansprüche an die Umgebung nicht groß sind – mit Schadstoffen in der Luft und im Wasser kommen Moose nicht zurecht. Zudem macht ihnen die Zerstörung ihres Lebensraums zu schaffen.
Feuchtgebiete werden trockengelegt oder durch intensive Landwirtschaft verschmutzt. Die Folgen sind dramatisch: Von den ursprünglich 1200 Moosarten in Deutschland sind 54 schon ausgestorben und 335 sind vom Aussterben bedroht.
Eindrucksvolle CO₂-Speicher
Es gibt viele Gründe, Moose zu schützen. Sie sind echte Klimaschützer! Grund: Die Torfmoose in Hochmooren speichern riesige Mengen CO₂. Trockenlegen des Moores führt dazu, dass dieser gebundene Kohlenstoff freigesetzt wird und als klimaschädliches CO₂ in die Luft gelangt.
City Trees für Berlin
Ihre wertvolle Arbeit leisten Moose übrigens nicht nur im Hochmoor. Überall dort, wo sie wachsen, speichern sie CO₂. Deshalb ist es sinnvoll, Moose auch in Großstädten anzusiedeln (oder zu lassen – siehe Moos am Baum). Das Berliner Startup Green City Solutions zum Beispiel möchte bis 2030 insgesamt 100.000 Quadratmeter aktive Moosfläche in die Städte bringen.
Es hat Moosfilter entwickelt (sogenannte „City Trees“, die aus unterschiedlichen Modulen bestehen) und will damit die Luft für 500 Millionen Menschen reinigen und 100 Millionen Tonnen CO-Emissionen reduzieren. Auch in Innenräumen können sie aufgestellt werden und dort zur Luftreinigung beitragen.
Moos wirkt wie ein Schwamm
Weiterer Vorteil: Moose wirken wie Schwämme, sie speichern große Mengen Wasser. Das sorgt für eine eindrucksvolle Kühlleistung. Trockenheit mögen sie zwar nicht, aber sie können lange Zeit ohne Wasser überleben.
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