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Besondere Begegnung: Maikäfer im Grunewald

Vor ein paar Tagen habe ich im Grunewald mehrere Maikäfer gesehen. Einer lief direkt vor mir über einen Weg und blieb sogar sitzen, um sich fotografieren zu lassen. Er war groß und eindrucksvoll, aber etwas geschwächt. Es war seit langer Zeit der erste. Tatsächlich waren Maikäfer lange so gut wie gar nicht zu sehen. Das liegt daran, dass sie in den 1950er Jahren durch Insektizide beinahe ausgerottet worden waren. Inzwischen kann man sie wieder häufiger sehen.

Maikäfer in Europa

Der Maikäfer gehört zur Familie der Blatthornkäfer. Wobei man „der“ Maikäfer gar nicht sagen kann, denn in Mitteleuropa gibt es zwei Arten, die sich sehr ähnlich sehen – der Feldmaikäfer und und der Waldmaikäfer. Sie sind nur schwer zu unterscheiden, aber im Osten Deutschlands ist der Waldmaikäfer (Melolontha hippocastani) verbreiteter.

Bis zu drei Zentimeter groß

Mit bis zu drei Zentimetern Länge ist der Maikäfer einer der größeren Käfer. Er ist auch deutlich größer als der Junikäfer, der ihm ebenfalls ähnlich sieht. Eine Besonderheit sind die fächerartigen Fühler, die beim Männchen größer ist und 50.000 Geruchssensoren haben. Mit ihnen können die Männchen paarungsbereite Weibchen wahrnehmen. Die Form des Hinterleibs unterscheidet sich bei den Arten – bei dem Exemplar auf dem Foto war das aber nicht zu erkennen, weil die Flügel hervorschauten.

Larven ernähren sich von Pflanzenwurzeln

Nach der Paarung legen die Weibchen ihre Eier in lockere Erde ab. Dort entwickeln sich die bis zu fünf Zentimeter langen Larven (Engerling genannt). Sie ernähren sich von Pflanzenwurzeln. Vier Jahre bleiben sie im Boden, bis sie im Herbst in den fertigen Käfer verwandeln. Den Winter verbringen sie bis einen Meter tief im Erdreich und schlüpfen dann im kommenden Frühjahr (etwa Ende April). Ihre Lieblingsbeschäftigung: Blätter fressen.

Beinahe ausgerottet

Sie sind dabei so gründlich, dass sie auch mal ganze Bäume kahl fressen. Maikäfer bevorzugen Buchen, Eichen und Hainbuchen, während Feldmaikäfer auch Obstbäume mögen. Weil auch die Engerlinge Schaden anrichten können – sie fressen Wurzeln –, wurden die Käfer lange heftig bekämpft.

Die Menschen waren dabei genauso gründlich. Zeitweise wurde das Insektizid DDT eingesetzt, was zur Folge hatte, dass jahrzehntelang kaum ein Maikäfer zu sehen war. Viele Menschen kannten ihn in dieser Zeit nur noch als Sumsemann in „Peterchens Mondfahrt“, als Schokoladenkäfer oder als Figur in „Max und Moritz“.

Massenvorkommen alle vier Jahre

Inzwischen hat sich der Bestand nicht nur erholt – in einigen Gebieten gab es auch schon wieder Massenvorkommen. In Hessen zum Beispiel schlüpfen im Schnitt alle vier Jahre Millionen Waldmaikäfer. Naturschützer beruhigen aber: Die Vorliebe der Tiere für frisches Grün von Eichen und anderen Bäumen schadet kaum, denn die Bäume treiben später neu aus.

Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des Nabu-Landesverbandes Hessen betont: „Maikäfer sind ein wichtiger Teil des Ökosystems Wald und müssen nicht bekämpft werden – schon gar nicht mit Gift. Sie dienen Vögeln und Fledermäusen als wichtige Nahrung.“

Maikäfer als Eiweißlieferanten

Tatsächlich haben Wildschweine, Igel und viele Vogelarten eine Vorliebe für Maikäfer: Sie sind willkommene Eiweißlieferanten. Dass auch Menschen zeitweise Maikäfer aßen, ist eine andere Geschichte. 1925 etwa gab es in Konditoreien im hessischen Fulda kandierte Maikäfer…

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Eine Antwort auf „Besondere Begegnung: Maikäfer im Grunewald“

Helloooo, ja in der Tat, am 17. Mai 2024, sah ich im Wald, nahe Avus/Hüttenweg, radfahrend, auf dem Waldweg, gleich mehrere Maikäfer- eine große Freude 🙂

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