Die Orchideen auf dem Foto haben in diesem Jahr ihr blaues Wunder erlebt. Oder besser: ihr weißes. Denn ausgerechnet während der Hochblüte des Holunderknabenkrauts Ende April stürzten ganz plötzlich die Temperaturen und es begann zu graupeln.
Holunderknabenkraut ist sehr selten
Es gibt nur wenige Orte in Deutschland, an denen das Holunderknabenkraut (Dactylorhiza sambucina) vorkommt. Die größten Chancen, es zu sehen, hat man in Bayern, Thüringen und Rheinland-Pfalz. Die Orchidee wird etwa zehn bis 20 Zentimeter hoch, die Blätter sind länglich-eiförmig. Eine Besonderheit ist, dass es gelbe und rote Farbvarianten gibt, die meist an einem Ort wachsen. Seinen Namen verdankt das Holunderknabenkraut dem Duft der Blüten nach Holunder.
Vorliebe für Bergwiesen und Magerrasen
Blütezeit der Orchidee ist von Mitte April bis Ende Mai. Bevorzugter Lebensraum sind trockene bis mäßig frische Bergwiesen, besonnte Magerrasen und Magerweiden. Anders als die meisten heimischen Orchideen wächst das Holunderknabenkraut nicht auf kalkhaltigen Böden, es bevorzugt mäßig saure bis neutrale Lehm- und Tonböden.
Staubfeine Samen
Bestäubt werden die Blüten von Hummeln, die für ihre Mühe allerdings nicht belohnt sind, denn es gibt keinen Nektar. Anschließend wachsen in Kapseln die Samen heran, die fein wie Staub sind. Sie werden mit dem Wind verbreitet. Wenn eine neue Pflanze keimt, dauert es zwei Jahre, bis die ersten Blätter zu sehen sind. Und fünf Jahre, bis sie zum ersten Mal blüht.
Holunderknabenkraut leidet unter intensiver Landwirtschaft
Auch wenn auf den Wiesen, auf denen die Orchidee wächst, oft sehr viele Exemplare stehen, gehört sie zu den extrem seltenen und vom Aussterben bedrohten Arten. Früher war sie weit verbreitet, aber die Intensivierung der Landwirtschaft und das Aufforsten von „unrentablen“ Bergwiesen hat ihren Bestand stark reduziert. Sie reagiert sehr empfindlich auf Übersäuerung des Bodens. Aber auch späte Fröste (wie der in diesem Jahr) machen ihr zu schaffen. Allerdings wächst sie auch in höheren Lagen und verträgt zumindest kurzzeitige Kälte gut.
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