Haben Sie schon einmal etwas vom Schwarzblauen Ölkäfer gehört? Falls nicht, mag das daran liegen, dass er sehr selten ist. Er steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Demnächst wird man mehr von ihm hören, denn er wurde kürzlich zum Insekt des Jahres 2020 gekürt.
Der Ölkäfer liebt sandige Wiesen
Der Käfer (Meloe proscarabaeus) wird bis zu 3,5 Zentimeter lang, sein Körper ist schwarzblau (daher der eine Teil des Namens) und etwas gedrungen. Unterwegs ist er tagsüber, vor allem an Orten in der Natur, an denen es sandig ist – vor allem Wiesen. Er ernährt sich von Pflanzenteilen, seine Larven bevorzugen Eier und Pollen von Wildbienen. Um daran zu kommen, warten sie auf Blüten auf die Bienen und lassen sich von ihnen in ihre Nester bringen.
Nervengift gegen Angreifer
Wenn sich der Schwarzblaue Ölkäfer bedroht fühlt, sondert er aus seinen Kniegelenken ein gelbes Sekret ab, das Cantharidin enthält, ein starkes Nervengift. Wo das auf Haut trifft, kann es Blasen verursachen. Aber man nutzte es früher auch als Heilmittel: In einem altägyptischen Papyrus aus der Zeit um 1550 v. Chr. wird ein Ölkäferpflaster beschrieben, das wehenerzeugend wirken sollte.
Gefährliches Potenzmittel
Manche Menschen nutzten es auch als Zutat für Liebestränke, die die sexuelle Potenz stärken sollten – das Aphrodisiakum ist auch als „Spanische Fliege“ bekannt (Hinweis: Es gibt eine Ölkäfer-Art, die sogar diesen Namen trägt). Allerdings war das Risiko sehr hoch, denn schon ein einziger Käfer enthält so viel Cantharidin, dass man damit einen Erwachsenen umbringen kann. Im antiken Griechenland setzte man das Gift deshalb für Hinrichtungen ein. Auch für Morde, so wird erzählt, wurde das Gift schon verwendet. Der Käfer selbst setzt es ein, um sich vor Ameisen und Laufkäfern zu schützen.
Fressfeinde sind immun gegen das Gift
Andere Fressfeinde allerdings hält das Gift nicht ab. Vögel und Igel zum Beispiel sind dagegen immun, und es gibt Käfer und Wanzen, die sogar gezielt nach Ölkäfern suchen, sie fressen oder anstechen und ihr Gift dann für die eigene Verteidigung einsetzen.
Der „Maiwurm“ kann nicht fliegen
In Europa gibt es mehr als 30 Ölkäferarten, der Schwarzblaue Ölkäfer ist der bekannteste. Er wird übrigens auch als Maiwurm bezeichnet. Der Name ist nicht abwegig, denn der Hinterleib erinnert an einen Wurm – und der Käfer kann nicht fliegen. Hinzu kommt, dass die Weibchen im Frühjahr große Mengen an Eiern im Hinterleib tragen und deshalb stark aufgedunsen sind. In Deutschland kann man ihm zwischen April und Juni begegnen. Wer an Wiesen vorbeigeht, sollte vor seine Füße gucken, denn die Käfer krabbeln langsam und ziemlich schwerfällig über den Weg.
Der Schwarzblaue Ölkäfer ist sehr selten geworden
Eigentlich müsste das Insekt häufig sein, denn ein einziges Weibchen kann im Abstand von ein bis zwei Wochen bis zu sechsmal 3000 bis 9500 Eier legen. Aber sein Lebensraum ist bedroht, und auch der Straßenverkehr sorgt für große Verluste. Hinzu kommt, dass sich nur wenige Larven zum Käfer entwickeln, weil sie ja irgendwie in Wildbienennester gelangen müssen, was nicht vielen gelingt. Nur aus jeder tausendsten Larve, so schätzen Experten, wird ein Ölkäfer. Grund genug, beim nächsten Frühlingsausflug in die Natur noch aufmerksamer zu sein, damit man den langsamen Krabbler nicht zertritt…
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