Die Europäische Wildkatze ist so selten, dass die meisten Menschen sie allenfalls mal in Wildgehegen sehen. Nur etwa 6000 Tiere gibt es – Tendenz (leider) fallend. Und das, obwohl die Art unter sehr strengem Schutz steht. Die Deutsche Wildtier-Stiftung hat die Wildkatze deshalb zum „Tier des Jahres 2018“ gekürt.
Wildkatze = verwilderte Hauskatze? Von wegen!
Wer meint, Wildkatzen seien verwilderte Hauskatzen, der irrt sich. Es ist eher umgekehrt – die Hauskatze ist Nachfahrin der Wildkatze (und zwar der Falb- oder Afrikanischen Wildkatze). Diese Geschichte aber dreht sich um Felis silvestris silvestris, die Europäische Wildkatze.
Buschiger Schwanz mit dunklen Ringen
Sie ist deutlich massiger und sieht durch ihr langes Fell kräftiger aus als unsere Wohnungsgenossen und hat ein gelblichgraues Fell mit nur geringer Zeichnung. Auffälligster Unterschied ist der buschige Schwanz mit zwei bis drei dunklen Ringen und einem stumpfen Ende. Am Kopf trägt sie dunkle Streifen, die von der Stirn zwischen den Ohren hindurch bis in den Nacken verlaufen. Auf dem Rücken schließlich verläuft ein dunkler Strich.
Einzelgänger mit großem Platzbedarf
Bis zu 80 Zentimeter lang und 40 Zentimeter hoch wird das Tier, das sich von Kleinsäugern, Fischen und Amphibien ernährt. Und der Einzelgänger braucht viel Platz: Bis zu 3000 Hektar groß ist das Streifgebiet eines Katers, weiblichen Tieren reichen dagegen 800 Hektar.
Vorliebe für strukturreiche Wälder
Bevorzugter Lebensraum sind strukturreiche Laub- und Mischwälder, in denen es Wiesen und Lichtungen, Totholz und ausreichend Deckung gibt. Unterwegs sind sie hauptsächlich nachts. Für Menschen sind die Chancen, Wildkatzen im Wald zu sehen, schon deshalb sehr gering – hinzu kommt noch, dass die Tiere extrem scheu sind.
In der Dämmerung werden sie munter
Den Tag verbringen Wildkatzen in hohlen Baumstämmen oder Baumhöhlen am Boden, sie nutzen aber auch Felsspalten oder Fuchsbauten. Sobald die Sonne untergeht, machen sie sich auf die Jagd, Lieblingsbeute sind Mäuse.
Nur wenige Jungtiere überleben
Paarungszeit ist zwischen Januar und März, und nach etwa anderthalb Monaten kommt der Nachwuchs zur Welt. Allerdings überleben nur wenige der Jungtiere (die übrigens Welpen genannt werden) – auch deshalb sind Wildkatzen so selten.
Straßen als Todesfalle
Ihr Hauptproblem allerdings ist das Verschwinden von Lebensräumen und das dichte Straßennetz. Weil die Tiere große Lebensräume haben und viel wandern, müssen sie immer wieder Straßen überqueren – viele enden unter Autoreifen. Helfen können hier Grünbrücken über Autobahnen, die auch von vielen anderen Wildtierarten genutzt werden.
Gefahren durch den Menschen
Eine weitere Gefahr für Wildkatzen sind Holzstapel im Wald. Die nutzen die Tiere gern als Versteck für den Nachwuchs – und wenn die Stämme abtransportiert werden, sind die Jungtiere oft nicht schnell genug und werden erdrückt. Auch das Kleinhäckseln von Totholz im Frühjahr kann zur Falle werden.
Der Bestand der Wildkatze hat sich leicht erholt
Immerhin haben Schutzmaßnahmen der letzten Jahre dafür gesorgt, dass sich der Bestand der Wildkatze etwas erholt hat. Die Deutsche Wildtier Stiftung engagiert sich seit 2016 in einem Forschungsprojekt für die Tierart, die immer noch auf der Roten Liste der gefährdeten Arten steht. Ziel ist, herauszufinden, wie sich Störungen durch menschliches Eingreifen auf die Tiere auswirken. Wer der Wildkatze helfen und mit dazu beitragen möchte, dass es weitere Schutzmaßnahmen gibt, derkann die Projekte der Deutschen Wildtier-Stiftung unterstützen.