Es gehört zu den unbeliebteren Berlin-Bewohnern. Mancher Gartenbesitzer greift es mit spitzen Fingern und rupft es aus. Schließlich wuchert das Unkraut genau dort, wo es nicht wuchern soll – zwischen Steinfliesen, neben dem Zaun, an der Mauer oder gar mitten im Beet. Aber auch außerhalb der Gärten haben es Unkräuter (passender ist der Begriff Wildkräuter) nicht so leicht. Aber bei einer Veranstaltung in der Urania spielen sie jetzt mal die Hauptrolle.
Vortrag zur biologischen Vielfalt
Spannend ist, dass sich bei dem Vortrag am 8. April gleich drei Institutionen mit diesem Thema befassen, nämlich die Umweltforschungs-Organisation Ecologic Institute, die Urania Berlin und das Museum für Naturkunde. Es geht darum, der Öffentlichkeit das Thema biologische Vielfalt (Fachbegriff: Biodiversität) näherzubringen. Dass das Thema wichtig ist, ahnt man spätestens, seit immer mehr Arten verschwinden – erst vor wenigen Tagen gab es ja eine Länderanalyse von BUND und Nabu, die auch Thema dieses Blogs war.
Die Bedeutung von Grünstreifen und Brachflächen
Die Veranstaltung befasst sich mit Überlegungen darüber, welche Zusammenhänge es zwischen biologischer Vielfalt und menschlichem Wohlergehen gibt und was jeder von uns tun kann, um die Vielfalt zu erhalten. Das fängt vermutlich schon vor der Haustür oder im Garten an. Und hört auf dem Weg zum Bus oder zur S-Bahn nicht auf. Ich ärgere mich häufig darüber, dass ausgerechnet dann die Grünstreifen neben den Straßen gemäht werden, wenn sie in voller Blüte stehen. Kaum ist die Pracht weg, verwandelt sich die Fläche in eine leblose, sonnenverbrannte Brache. Vielfalt? Verschwunden.
Wildpflanzen in der Großstadt
Wildkräuter haben erstaunliche Fähigkeiten und verdienen eigentlich viel mehr Aufmerksamkeit. Sie verwandeln Brachflächen in blühende Biotope und tragen so ganz nebenbei zur biologischen Vielfalt in der Großstadt bei. Wo es blüht, sind ganz schnell auch Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten. Aber die wildwachsenden Pflanzen können noch viel mehr: Die Gewächse am Straßenrand, im Park und die Überlebenskünstler, die winzige Lücken im Asphalt nutzen (Foto) oder sich an alten Mauern festklammern, tragen sogar zur Klimaanpassung bei.
Moderiert wird die Veranstaltung von Sandra Naumann vom Ecologic Institute, Vortragender ist Reinhard Schubert von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz. Der nächste Termin ist am 9. Mai ebenfalls in der Urania. Thema: das Problem der invasiven Arten.
Urania, 8. April, 19.30 bis 21 Uhr, Adresse: An der Urania 17, 10787 Berlin. Eintritt: 7, erm. 6 Euro