Ruhe ist ein Fremdwort auf dem Kurfürstendamm, sogar im Winter. Hier herrscht ein ständiges Gewusel aus Touristen und Einheimischen, die kurz vor Weihnachten schnell noch die letzten Geschenke besorgen wollen. Keine Chance, mal stehenzubleiben, die Masse drängt weiter, immer weiter. Mich zieht es in solchen Situationen in die Seitenstraßen. Nur ein paar Meter entfernt wird es ruhiger. Und wenn es noch ein bisschen weiter sein darf, dann geht es zum Savignyplatz. Der ist eine kleine Oase mit hohen Bäumen, Rasenflächen und Beeten, auf denen es im Sommer in allen Farben blüht. Genau der richtige Ort, um mal durchzuatmen. Auch wenn man dort im Moment allenfalls Eisblumen sieht.
Der Savignyplatz: Erwin Barths Hausgarten
Namenspate des Savignyplatzes ist der Jurist und Politiker Friedrich Carl von Savigny (1779-1861), einer der Gründungsväter der heutigen Humboldt-Universität. Und dass man sich dort wohlfühlt, liegt vermutlich daran, dass der Stadtgartendirektor Erwin Barth bei der Planung einen Hausgarten vor dem geistigen Auge hatte. Die Herausforderung war groß, denn der Platz wird durch die Kantstraße durchschnitten, und außerdem treffen sieben Straßen auf ihn. Trotzdem strahlt der Platz Ruhe aus.
Sitzlauben sperren den Großstadttrubel aus
Besonders beliebt sind die Sitzlauben, die den Großstadttrubel auszusperren scheinen. Und wer über den Platz geht, dem fallen gleich mehrere Besonderheiten auf. Zum Beispiel die doppelt aufgestellte Skulptur „Knabe mit Ziege“ (Foto) von August Kraus. Außerdem der Nachbau eines historischen Kiosks von 1905 – erschaffen von Alfred Grenander, der sonst eher als Architekt von Bahnhofsgebäuden (etwa denen am Wittenbergplatz und an der Krummen Lanke) bekannt war. Und schließlich ein Stromhäuschen, das so lange aussieht wie ein ganz gewöhnliches Gebäude, bis es dämmert. Dann wird das Haus zur Kunstinstallation. Die Künstlerin Ute Lindner platzierte die Umrisse einer Menschengruppe hinein, die abends blau beleuchtet wird.
Viele Cafés rund um den Savignyplatz
Wer genug durchgeatmet und die vergleichsweise Ruhe des Platzes genossen hat, der sollte nicht sofort zum Kurfürstendamm zurückeilen. Denn rund um den Savignyplatz gibt es unzählige Geschäfte, Restaurants und Cafés. Ohne Hektik.
Eine Antwort auf „Bummel über den Savignyplatz“
Hallo Silke,
ich lese seit einiger Zeit Deine Berliner Geschichten und bin von Deiner Art zu Schreiben echt begeistert.
Liebe Grüße
Wolfgang Beuershausen