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Mal raus Wildes Berlin

Der Uhu kehrt zurück nach Brandenburg

Es gibt Nachrichten, die ganz klein irgendwo in der Zeitung stehen und doch ganz groß sind.  Eine davon betrifft einen Vogel, der vor 100 Jahren aus Brandenburg verschwunden war – und jetzt wieder heimisch wird: der Uhu.

Der Uhu in Brandenburg

Die größte Eulenart der Welt ist in Deutschland so selten, dass sie 2005 zum Vogel des Jahres gekürt wurde. In Brandenburg gab es zwischen 1991 und 1999 nach Informationen des Nabu zwölf Bruten, die Reviere lagen im Hohen Fläming und in der Uckermark. In jüngerer Zeit wurden auch in der Prignitz und der Elbe-Elster-Region Uhus gesehen. In Berlin gibt es keine Uhu-Vorkommen – der Vogel, der im letzten Jahr in der Hauptstadt für Aufregung gesorgt hatte, war kein wildlebendes Tier.

Neun Brutpaare wurden gezählt

Jetzt aber habe ich gelesen, dass 2013 neun Brutpaare in Brandenburg gezählt wurden. Keine große Zahl, aber eine gute Nachricht. Verbreitet hat sie Matthias Freude, der Präsident des Landesumweltamtes Brandenburg. Es hat lange gedauert, bis der schöne große Vogel zurückgekehrt ist: 1913, so Freude, sei der Uhu in Brandenburg ausgestorben. Der Mensch hatte einen großen Anteil daran, denn Eulenvögel waren ihm seit jeher so unheimlich, dass er sie mit dem Bösen in Verbindung brachte und gnadenlos verfolgte.

Die Eule als Symbol für Naturschutzgebiete

Heute ist es ausgerechnet die Eule, die als Symbol für Naturschutzgebiete steht – das gelbe Schild mit dem Vogel, das der Brandenburger Kurt Kretschmann erfunden hat, hängt überall dort, wo in Deutschland Flächen besonders geschützt sind.

Der Uhu ruft seinen Namen

Aber zurück zum Uhu. Er ist wie der Kuckuck einer, der seinen Namen ruft: uhuuu-uhuuu. Sehen wird man ihn nur selten, weil er sehr scheu ist, aber der Vogel ist eindrucksvoll: Er kann locker 70 Zentimeter groß werden und hat eine Flügelspannweite von knapp 1,80 Metern. Sein Gefieder ist hellbraun mit dunklen Streifen, was ihn im Dickicht beinahe unsichtbar werden lässt. Auffällig sind seine langen Federohren.

Schneller und geschickter Jäger

Lebensraum des Uhus sind offene Kulturlandschaften mit Hecken und Gehölzen, in Wäldern sieht man ihn seltener. Dafür aber auch in Gebieten mit Felsen – sie dienen ihm als Untergrund für sein Nest. Wo sie fehlen, brütet er aber auch auf Bäumen. Gebalzt wird im Oktober und November, gebrütet ab März. Der Nachwuchs ist nach ungefähr zehn Wochen flugfähig. Auf dem Speiseplan des Vogels, der vor allem in der Dämmerung auf Jagd geht, stehen Mäuse und Kaninchen, gelegentlich auch Igel. Selbst Krähen kann er erlegen – der äußerst geschickte und schnelle Jäger schafft es, sie im Flug einzuholen.

Der Uhu: 750 Brutpaare leben in Deutschland

In Deutschland gibt es nach Information des Nabu etwa 750 Uhu-Paare – viele Wiederansiedlungsbemühungen hatten Erfolg. Gesichert ist der Bestand allerdings noch lange nicht. Viele Uhus sterben an Mittelspannungsleitungen, andere durch Luftwirbel, die von Lastwagen auf der Autobahn verursacht werden. Andere werden durch Felskletterer und durch den Verlust von Lebensraum verdrängt. Im Landkreis Märkisch-Oderland zum Beispiel hatte sich ein Uhu-Paar einen Brückenpfeiler in der Oder als Brutplatz ausgesucht, der in der Nähe einer Draisinenstrecke lag. Um die seltenen Vögel nicht zu stören, musste der Saisonstart der Draisinen verschoben werdem, was für einige Aufregung sorgte.

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4 Antworten auf „Der Uhu kehrt zurück nach Brandenburg“

Danke für den Hinweis und den Link mit dem Film, das finde ich sehr spannend!
Herzliche Grüße von Silke Böttcher

Wenn LUGV-Präsident Matthias Freude berichtet, dass 2013 neun Uhu-Brutpaare in Brandenburg nachgewiesen wurden, dann ist das zwar eine Steigerung in den letzten Jahren, aber leider immer noch ein Bestand auf sehr niedrigem Niveau. Weniger 10 Brutpaare wird gemäß Roter Liste Brandenburg als „extrem selten“ gewertet.

Laut Torsten Ryslavy von der Vogelschutzwarte Brandenburg wäre in Brandenburg für mehrere hundert Uhu-Paare Platz.
Vor seiner Ausrottung in Brandenburg war der Uhu ein verbreiteter Brutvogel. Die Bestandsentwicklung in den letzten Jahren:

2007: 3 Brutpaare, 2 Revierpaare, 6 Einzeltiere
2008: 2 Brutpaare, 1 Horstpaar, 2 Revierpaare, 8 Einzeltiere
2009: 1 Brutpaar, 3 Revierpaare, 10 Einzeltiere
2010: 4 Brutpaare, 1 Revierpaar, 10 Einzeltiere

Quelle: Ryslavy, T. (2013): „Zur Bestandssituation ausgewählter Vogelarten in Brandenburg – Jahresbericht 2009 & 2010“, in: Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg, 22 (1), S. 14.

So richtig zurück gekehrt ist der Uhu deshalb in Brandenburg leider noch nicht. Zum Vergleich: in dem um ein Drittel kleineren Bundesland Rheinland-Pfalz leben über 300 Brutpaare.

Hallo, Herr Maier,
Sie haben Recht – neun Brutpaare sind trotz der Steigerung immer noch extem wenig. Mir war es aber einfach wichtig, auf das Thema und auf die Entwicklung in Brandenburg aufmerksam zu machen. Es wäre wunderbar, wenn die Zahlen in den nächsten Jahren noch steigen, auch wenn es natürlich noch ein sehr weiter Weg bis zu den 300 Brutpaaren in Rheinland-Pfalz ist.
Herzliche Grüße
Silke Böttcher

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