Wenn Wiesen mitten im Frühling plötzlich ganz weiß aussehen, dann könnte das Wiesenschaumkraut daran schuld sein. Ein zartes Gewächs mit vier schneeweißen oder manchmal ganz leicht rosafarbenen Blütenblättern, das besonders gern dort steht, wo es ein bisschen feucht ist. In Berlin ist mir die Pflanze leider noch nicht begegnet, aber in der Natur in Brandenburg kann man sie sehen.
Das Wiesenschaumkraut liebt nasse Füße
Dass das Wiesenschaumkraut in einigen Bundesländern auf der Roten Liste der gefährdeten Arten steht, liegt an der schon erwähnten Vorliebe für feuchte Untergründe, feuchte Wälder und Flachmoore. Die sind durch Entwässerung so selten geworden, dass das Schaumkraut, das Blume des Jahres 2006 war, vielerorts verschwunden ist.
Aurorafalter und Hexenspucke
Das ist aus mehreren Gründen schade. Einmal natürlich, weil das Wiesenschaumkraut mit seinen vier Blütenblättern und den gefiederten Blättern eine Schönheit ist. Aber auch weil es sehr eng mit einigen Insekten verbunden ist, die ebenfalls von der Wiese verschwinden würden, wenn das Wiesen-Schaumkraut nicht mehr da wäre. Der Aurorafalter zum Beispiel, der die Pflanze wegen ihres Nektars besucht, aber auch als Eiablageplatz nutzt. Er ist ein spektakulärer Schmetterling mit orangefarbenen Flügelspitzen. Das nächste Insekt ist schuld am Namen des Wiesenschaumkrauts: die Wiesenschaumzikade. Sie ist nicht einmal einen Zentimeter lang und lebt vom Saft der Pflanze. Außerdem legt sie ihre Eier an ihr ab. Die Larven bilden zum Schutz vor Fressfeinden und Trockenheit bzw. Kälte kleine Nester aus weißem Schaum. Manche Menschen sagen auch „Hexenspucke“ dazu.
Das Wiesenschaumkraut schießt mit Samen
Blütezeit des Wiesenschaumkrauts ist zwischen April und Juni. Die Blüten bilden viel Nektar, der Insekten wie Falter, Sandbienen und Schwebfliegen anlockt. Nach der Blüte entstehen längliche Schoten, die aufplatzen, wenn sie reif sind. Innen sitzen die Samen, die beim Aufplatzen der Schote weggeschleudert werden – bis zu zweieinhalb Meter weit!
Wiesenschaumkraut: Ein Heilmittel gegen Rheuma
Übrigens ist das zu den Kreuzblütlern gehörende Wiesenschaumkraut mit der Brunnenkresse verwandt. Und schmeckt auch ähnlich – leicht scharf und würzig. Aus den jungen Blättern kann man Salat zubereiten oder nutzt sie als Würze für Quark. Ein Heilkraut ist die Pflanze auch: Als Tee zubereitet hilft sie gegen Rheuma. Bestandteile wie Senfölglycoside, Bitterstoffe und Vitamin C machen sie außerdem zum Stärkungsmittel für Leber und Niere. Wer das Wiesenschaumkraut als Heilmittel verwenden will, sollte es aber lieber im Töpfchen kaufen und die wilden Pflanzen auf der Wiese lassen.
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2 Antworten auf „Die Geheimnisse des Wiesenschaumkrauts“
Hallo Silke,
ich bin gerade von einem Spaziergang durch die Wiesen oberhalb des Mittelrheintals heimgekehrt. Das Wiesenschaumkraut hat mich mit seinem weitschweifenden Blütenteppich und den zarten Pastelltönen in den Bann gezogen.
Danke für den schönen Artikel.
Hartmut
Hallo Hartmut,
dankeschön! Es ist wirklich eine wunderschöne Pflanze!
Liebe Grüße von Silke