Ohne Flieder wäre der Frühling um einen intensiven Duft ärmer. Und um wunderschöne Blüten in Weiß, Violett oder Lila. Deshalb bekommt der Strauch jetzt auch mal einen Platz in diesem Blog, obwohl er nicht wirklich „wild“ ist.
Flieder und seine berühmten Verwandten
Mit vollem Namen heißt der Flieder, der gerade blüht, Gemeiner Flieder (Syringa vulgaris). Und er gehört zur Familie der Ölbaumgewächse. Womit er mit dem Olivenbaum verwandt ist, mit der Forsythie, dem Winter-Jasmin und der Esche. Flieder kann ein kleiner Busch sein oder ein sechs Meter hoher Baum. Seine Blätter sind herzförmig.
Betörender Duft
Die meiste Zeit des Jahres bemerkt man ihn in Parks und Gärten kaum. Aber im April und Mai zieht er sämtliche Blicke auf sich. Und nicht nur die: Der Duft ist wirklich betörend. Wer ihn einmal in der Nase hatte, wird ihn nicht wieder vergessen.
Als Zierpflanze eingebürgert
Kein Wunder, dass der Flieder, der ursprünglich aus Südosteuropa kommt, schon vor etwa 450 Jahren als Zierpflanze für Gärten und Parks in Mitteleuropa eingebürgert wurde. Und es ist auch nicht weiter erstaunlich, dass sein Duft auch in der Parfümerie eingesetzt wird (z.B. „En Passant“ von Frederic Malle. Besungen wird er auch – zum Beispiel in Franz Doelles Schlager „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ aus dem gleichnamigen Film von 1953.
Die Pfeife der griechischen Schäfer
Interessant ist der botanische Name des Flieders. Oder besser dessen Bedeutung. „Syringa“ ist griechisch und heißt soviel wie „Pfeife“. Was nicht weiter erstaunlich ist, denn Schäfer haben früher aus dem Holz Flöten hergestellt. Es heißt, dass niemand die Melodien, die sie damit spielten, jemals vergisst.
Pan und die Nymphe
Kein Wunder, dass es dazu gleich noch eine Legende gibt. Jene vom griechischen Gott Pan nämlich, dem einst eine Nymphe begegnete, die (welch ein Zufall) Syrinx, oder auch Syringa hieß. Pan war fasziniert von ihrem Charme und ihrer Schönheit und folgte ihr. Sie aber fürchtete sich vor dem Verfolger und bat Artemis um Hilfe. Die verwandelte sie in Schilfrohr.
Als Pan vor den Halmen steht, entlockt ein Windstoß den Pflanzen einen ganz besonderen Klang. Und Pan, so heißt es, schnitt sich einen Halm ab und fertigte daraus seine erste Hirtenflöte.
Insekten lieben die Blüten
Nun aber zurück zum Flieder. Der lockt mit seinem Duft Schmetterlinge und andere Insekten magisch an. Sie übernehmen die Bestäubung der Blüten, aus denen bis September der Fruchtstand heranreift – längliche braune Kapseln, die ein bisschen an Chili-Schoten erinnern. Die Samen werden mit dem Wind verbreitet.
Flieder ist invasiv
Dass sich der Einwanderer in Mitteleuropa sehr wohlfühlt, hat leider auch eine andere Seite: Er gilt als invasive Pflanze, die einheimische Gewächse zu verdrängen droht (ähnlich wie die Spätblühende Traubenkirsche und die Robinie). Es wird deshalb darauf geachtet, dass sich der Flieder außerhalb von Parks und Gärten nicht allzu sehr verbreitet.