Von Tarnfarben hält der Gimpel nichts. Dabei ist er ein sehr scheuer Geselle, der in Berlins wilder Natur nur selten zu sehen ist. Aber wenn er auftaucht, erkennt man ihn sofort: an seiner leuchtend roten Brust, dem grauen Rücken und dem schwarzen Kopf. Bei der „Stunde der Wintervögel“ landete er auf Platz 39, hinter Seidenschwanz, Blässhuhn und Kolkrabe. Vom Menschen hält er sich lieber fern – aber manchmal taucht er am Futterhäuschen auf, und dann können so schöne Fotos wie dieses entstehen, das mein Vater aufgenommen hat.
Der Gimpel liebt Samen und Knospen
Sehen kann man den Gimpel mit etwas Glück in der Nähe von immergrünen Pflanzen, in dichtem Gebüsch und in Nadelwäldern, im Frühling manchmal auch auf Streuobstwiesen. Denn der Vogel ernährt sich hauptsächlich von Samen, Beeren und Knospen. Mit dieser Kost kann man ihn übrigens auch anlocken: Einfach Blumen und Stauden im Winter stehenlassen und nicht zurückschneiden.
Eindrucksvolle Balz
Es ist ein besonderes Schauspiel, dem Gimpel bei der Balz zuzugucken, die oft schon im Februar beginnt und zeigt, dass das Gimpel-Weibchen (erkennbar am weniger auffälligen hellbraunen Brustgefieder) äußerst selbstbewusst ist. So selbstbewusst, dass es den ersten Schritt macht. Der ist allerdings nicht sofort als Zuneigungsbeweis zu verstehen, denn das Weibchen fliegt mit aufgeplustertem Gefieder auf das Männchen zu und verscheucht damit so manches Männchen.
Füttern und Schnäbeln
Bleibt das Männchen sitzen, greift das Weibchen sogar an. Interesse signalisiert das Männchen, indem es vorsichtig ausweicht – und dann beginnt die Zärtlichkeit mit gegenseitigem Füttern und Schnäbeln. Wenn sich ein Gimpelpärchen füreinander entschieden hat, bleibt es ein Leben lang zusammen.
Auch als Dompfaff bekannt
Übrigens ist der Gimpel auch als Dompfaff bekannt, diesen Namen verdankt er seiner kompakten Gestalt mit der schwarzen Kappe und dem roten Gefieder, das ein bisschen an einen Domherren erinnert. Andere Namen des Vogels sind Rotfink oder Pollenbeißer. Die Bezeichnung Gimpel kommt aus dem Bayerischen und bedeutet „hüpfen“.
Räuber Hotzenplotz und der Gimpel
Dass Gimpel früher gern im Käfig gehalten wurden, weil ihr Gesang so schön klingt, ist eine andere, eher unschöne Geschichte – heute ist es verboten, die Tiere zu fangen. Einer aber brachte es zu literarischem Ruhm: in „Räuber Hotzenplotz“, der berühmten Geschichte des gerade verstorbenen Kinderbuchautoren Otfried Preußler, wurde der Räuber vom bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann in einen Gimpel verwandelt und in einen Käfig gesteckt. Aber wie das bei guten Märchen so ist, gibt es ein Happy-End. Ohne Käfig.