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Hilfsaktion für einen Seeadler mit Flügelbruch

Der Seeadler ist einer größten Greifvögel in Mitteleuropa – und einer der eindrucksvollsten: kräftig, mit langem Hals, großem Schnabel und einer Flügelspannweite von bis zu 2,40 Metern. Ein solches Tier ist gerade Patient in der Nabu-Wildvogelstation. Diagnose: Flügelbruch.

Der verletzte Seeadler musste operiert werden

Das etwa einjährige Tier wurde schon Anfang Juni in Brandenburg gefunden und in die Tierklinik in Düppel gebracht. Die Verletzung am Flügel war so schwer, dass eine Schiene und Ruhigstellung nicht gereicht hätte. Der komplizierte Bruch musste bei einer Operation gerichtet werden. Inzwischen ist der Seeadler in der „Reha“, er erholt sich in der Nabu-Wildvogelstation. Ein Fischer aus Stahnsdorf versorgt ihn mit Weißfischen aus der Havel. Auch wenn er ein bisschen über das Futter mäkelt, nimmt er es an und hat auch schon wieder zugenommen.

Flugmuskel-Training in der Naturschutzstation Woblitz

Nach Auskunft von Stationsleiter André Hallau wird der Vogel bald beginnen können, seine Flugmuskulatur zu trainieren.  Dafür aber sind die Volieren in der Wildvogelstation nicht groß genug – der Seeadler muss in eine der großen Volieren in der Naturschutzstation Woblitz in Fürstenberg/Havel umziehen. Dort wird er auch beringt. Und dann, sobald er wieder ganz gesund ist, zurück in die Freiheit entlassen.

120 Brutpaare gibt es in Berlin und Brandenburg

Lange Zeit hatten Seeadler keine allzu gute Beziehung zum Menschen. Sie wurden gnadenlos verfolgt und später durch das Insektizid DDT zeitweise beinahe ausgerottet. Heute ist ihre Zahl wieder deutlich gestiegen. In Berlin und Brandenburg gibt es nach Information der Naturschutzstation Woblitz etwa 120 Brutpaare.

Unterwegs ist der Vogel, den man an seinem brettförmigen Flugbild mit weit ausgebreiteten Schwingen gut erkennen kann, in der Nähe von großen Gewässern. An der Küste sieht man ihn ebenso wie an Flüssen und Seen. Dort jagt er nach Fischen, aber auch nach Wasservögeln, darunter vor allem Blässhuhn, Graugans und Stockente. Auch Aas verschmäht der große Greifvogel nicht.

Fische werden aus dem Wasser „geangelt“

Bei der Jagd ist der Seeadler sehr geduldig. Von einer Sitzwarte aus beobachtet er seine Umgebung – manchmal sitzt er stundenlang beinahe unbeweglich da. Wenn er einen Fisch sieht, dann fliegt er knapp über der Wasseroberfläche und „angelt“ die Beute im Vorbeifliegen. Das klappt allerdings nur bei Fischen, die weniger als zwei Kilogramm wiegen. Mit größeren Fischen liefert er sich manchmal lange Kämpfe im Wasser.

Die Jagd nach Wasservögeln ist komplizierter – die Tiere fliegen meistens sofort auf, wenn sie den Seeadler sehen. Deshalb erbeutet er hauptsächlich kranke und schwache Vögel, etwa noch flugunfähige Jungtiere. Dabei können Seeadler sehr schnell fliegen: 60 Stundenkilometer schaffen sie locker und sind damit durchaus in der Lage, Gänse und Reiher zu erbeuten oder anderen Vögeln Beutetiere abzunehmen.

Balz-Schauspiel im Winter

Im Winter steht vor allem Aas auf dem Speiseplan des Greifvogels. In dieser Jahreszeit beginnt übrigens auch die Balz. Die ist ein wahres Schauspiel aus Flugkünsten – und das, obwohl Seeadler zeitlebens den gleichen Partner haben.

Riesige Horste in den Baumkronen

Nach der Balz bauen die Vögel  große Horste in den Kronen alter Bäume, sie nutzen aber auch vorhandene und renovieren sie gründlich. Was dazu führen kann, dass ein alter Horst schon mal einen Durchmesser von bis zu fünf Metern und ein Gewicht von 600 Kilogramm haben kann! Gebrütet wird zwischen Februar und März, die Jungtiere, die nach etwas mehr als vier Wochen schlüpfen, können mit 80 Tagen schon fliegen.

Junge Seeadler haben ein dunkelbraunes Gefieder und einen grauen Schnabel. Erst mit etwa fünf Jahren färbt sich der Schwanz weiß und auch Kopf, Hals und Brust hellen sich auf, allerdings nicht so sehr wie beim amerikanischen Weißkopfseeadler, mit dem er eng verwandt ist.

Seeadler und bleihaltige Munition

Auch wenn die Zahl der Seeadler wieder recht hoch ist: Der Mensch wird ihm noch immer gefährlich. Heute sind es oft Vergiftungen durch bleihaltige Munition, die ihnen zum Verhängnis werden. Im Winter nämlich ernähren sich die Vögel hauptsächlich von Aas, darunter auch Tiere, die angeschossen wurden und verendet sind. Die Folgen sind fatal: Die meisten Seeadler überleben die Vergiftung nicht.

Übrigens: Der Nabu freut sich über Paten, die ihn bei der Pflege des kranken Seeadlers unterstützen. Infos unter dem blau unterlegten Link 

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