Der Baumstumpf in meiner Straße ist so groß, dass ich beide Arme ausstrecken muss, um den Umfang zu umfassen. Und ich ahne, wie groß der Baum mal gewesen sein muss. Jetzt ist er verschwunden, nur noch der Stumpf erinnert daran, dass er mal da war. Die Straße um ihn herum sieht komplett anders aus ohne ihn. Und wenn ich mir den Stumpf so ansehe, dann fallen mir die vielen anderen Baumstümpfe ein, die überall an Berlins Straßen und in der Natur stehen. Nicht alle waren krank.
Ein großer Baum – einfach verschwunden
Manche Baumfällungen in Berlin verlaufen ganz unbemerkt. Man verlässt morgens das Haus und wenn man abends zurückkommt, ist der Baum direkt vor dem Haus einfach verschwunden. Einer stand lange vor meinem Fenster. Eine Birke, die schon ein bisschen zerzaust aussah, aber immer noch stabil, und in der regelmäßig Eichhörnchen unterwegs waren. Irgendwann war die Birke einfach weg, heute ist der Stumpf zwischen den Büschen kaum noch zu sehen.
Rettungsversuche durch Anwohner
Bei anderen Fällungen nimmt die ganze Straße Anteil und versucht, den Baum zu retten, irgendwie. Manchmal klappt es, meistens nicht. Ich weiß, dass es viele Fälle gibt, in denen es nötig ist, einen Baum zu fällen. Aber sicher nicht immer. Nur warum bleiben dann die Stümpfe oft wochenlang stehen? Und warum werden nicht schnell neue Bäume gepflanzt? Ja, das Geld…
Mehr als 9000 Bäume wurden seit 2005 in Berlin gefällt
Zwischen 2005 und 2009 sind nach Auskunft des BUND mehr als 9000 Straßenbäume in Berlin verschwunden. Die meisten fielen in Charlottenburg-Wilmersdorf. Nur in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg wurden mehr Bäume neu gepflanzt als vorher gefällt wurden, die anderen Bezirke haben eine negative Bilanz. Aus diesem Grund hat der BUND 2010 die Kampagne „10.000 Bäume für Berlin“ ins Leben gerufen.
Vortrag im Rathaus Charlottenburg
Warum Bäume gefällt werden und was man als Anwohner tun kann, um Straßenbäume zu pflegen, das erfährt man bei einem Vortrag mit Diskussion, zu dem das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf und das Ökowerk morgen (24. Januar) gemeinsam mit dem BUND ins Rathaus Charlottenburg, Otto-Suhr-Allee 100 (Helene-Lange-Saal), einladen. Zeit: 17 bis 19 Uhr, der Eintritt ist frei.
Übrigens gibt es auch in Potsdam Proteste gegen Baumfällungen: An der B273 am Ortsausgang sollen im Frühjahr 113 teilweise sehr alte Linden gefällt werden.
2 Antworten auf „Mein Freund, der Baum“
Ich habe in den letzten Jahren auch solche Baumfällaktionen ohne Nachpflanzung zur Kenntnis nehmen müssen.
Wir haben im darauffolgenden Frühjahr gesehen, wie hilfslos und aufge-regt die eingetroffenen Zugvögel waren, da ihre Bäume nicht mehr vorhanden waren.
Mein Mann hat nun 2 Masten eingegraben und Nistkästen angebracht, zudem haben wir an der Grundstücksgrenze bereits größere Bäume nachgepflanzt.
Inzwischen können wir aber aufatmen, denn es wurden Bäume nachge-pflanzt (Linden, Ahorn, Esche und Fichten).
Hallo, Frau Pötzsch,
danke für Ihren Kommentar! Ich finde es toll, dass Sie selbst aktiv geworden sind – das tun leider nur sehr wenige Menschen. Dass dann doch neue Bäume gepflanzt wurden, ist eine gute Nachricht!