Haben Sie schon mal einen Schwarzstorch gesehen? Wenn ja, dürfen Sie sich freuen. Denn der große Vogel ist sehr selten. Und äußerst menschenscheu. In Brandenburg hat er trotzdem einige, wenige Brutgebiete.
Der Schwarzstorch und sein weißer Verwandter
Der Schwarzstorch (Ciconia nigra) gehört zur Ordnung der Schreitvögel und zusammen mit dem Weißstorch ist er die einzige in Europa brütende Storch-Art. Er ist ein bisschen kleiner als sein weißer Verwandter und bringt es auf eine Flügelspannweite von bis zu zwei Metern. Seinen Namen trägt er zu Recht, denn der obere Teil der Brust, der Kopf, der Hals, Rücken und Flügel sind schwarz, bei Altvögeln glänzt das Gefieder oft metallisch grün. Der Bauch ist weiß, Schnabel und Beine sind rot.
Menschen mag er nicht
Verwechseln kann man die beiden also nicht. Vor allem auch dann nicht, wenn man die Lebensweise betrachtet. Während der Weißstorch mit Menschen keine Probleme hat und sich sogar gerne auf Wiesen aufhält, die gerade abgemäht werden, lebt der Schwarzstorch sehr zurückgezogen in Laub- und Mischwäldern. Menschliche Siedlungen meidet er. Sein Nest baut er auf hohen Bäumen.
Bei Störung gibt der Vogel sein Nest auf
Klappergeräusche hört man vom Schwarzstorch nicht, dafür aber einen ziemlich wohlklingenden Ruf, den er im Flug ausstößt – er singt die Silbe „fuo“. In Nestnähe hört man gelegentlich ein leises „hujiji“, und wenn sich der Vogel gestört fühlt, kann er auch fauchen. Allerdings sollten Spaziergänger sehr darauf achten, sich von Schwarzstorch-Nestern möglichst fernzuhalten. Denn die Tiere reagieren sehr empfindlich auf Störungen. Es besteht die Gefahr, dass sie das Nest aufgeben und erst im nächsten Jahr einen neuen Brutplatz suchen.
Vorliebe für alte Wälder mit Gewässern
Der Schwarzstorch hat eine Vorliebe für alte, nicht zu dichte Wälder mit Lichtungen, Bächen und Teichen. Auch feuchte Wiesen schätzt er sehr. Die Wälder sollten über 100 Hektar groß sein. Die aber sind selten geworden, was den Storch dazu gebracht hat, auch kleinere Waldgebiete zu nutzen. Allerdings muss sichergestellt sein, dass sie in ihrem Brutgebiet ungestört sind. Deshalb halten sie sich möglichst fern von Wohngebieten.
Gelegentlich kann man Schwarzstörche an Gewässern sehen. Dort stochern sie mit ihrem langen Schnabel nach Insekten wie Wasserkäfern, Libellen-Larven und Köcherfliegen. Auch Frösche, Molche und Fische stehen auf ihrem Speiseplan.
Ein Nest hoch oben im Baum
Wichtig für den Schwarzstorch ist außerdem, dass es in den Wäldern große alte Bäume mit freistehenden Ästen gibt, die stark genug sind, um ein Nest zu halten. Oft nutzt ein Vogel sein Nest viele Jahre lang und ergänzt sie jedes Jahr. So kann das Nest im Lauf der Jahre bis zu 50 Zentimeter hoch werden, was gelegentlich dazu führt, dass es zu Boden stürzt.
Der Nachwuchs ist nach 70 Tagen flügge
Nach der Paarung ab Mitte April legt das Weibchen im Abstand von zwei Tagen meist vier Eier. Um die Brut kümmern sich beide Altvögel. Nach etwa 35 bis 38 Jahre schlüpfen die Jungen, die anfangs rund um die Uhr behütet werden. Das Weibchen bleibt im Nest, das Männchen kümmert sich um die Fütterung. Nach zwei Wochen füttern beide Elternteile den Nachwuchs, der nach drei Wochen stehen und nach maximal 70 Tagen fliegen kann.
Wendiger Flieger
A propos Flug: In der Luft ist der Schwarzstorch nicht so leicht vom Weißstorch zu unterscheiden. Seine Flügel sind ein bisschen schmaler und er ist etwas athletischer in der Bewegung. So kann er gut in die Baumkronen einfliegen und im Wald manövrieren.
Überwintern in Afrika
Der Schwarzstorch gehört übrigens zu den Langstreckenziehern. Schon Mitte August starten die Jungvögel, die Altvögel folgen bis Ende September. Bis zu 250 Kilometer legen die Tiere pro Tag zurück, aber auch 500 Kilometer sind nicht selten. Ihre Ziele sind West- und Ostafrika, inzwischen überwintern aber immer mehr Schwarzstörche in Südspanien. Schon Mitte März sind die ersten Tiere zurück in ihren Brutgebieten.
Lebensraum in Gefahr
Wichtig für den Schwarzstorch ist der Erhalt seines Lebensraums. Leider gibt es in Deutschland nur noch wenige ungestörte Wälder. Gefahr droht auch durch geplante Windkraftanlagen, etwa an der Oder bei Schwedt im Osten Brandenburgs. Dort soll es nach Information des Nabu Pläne für Windräder in einem Gebiet geben, das nur 1500 Meter von einem Schwarzstorch-Nest entfernt ist. In der Nähe brüten auch noch Rotmilane und das Gebiet ist ein Rückzugsort für mehrere Fledermausarten. Auch für sie sind Windkraftanlagen, noch dazu im Wald, gefährlich.
Schwarzstorch und Windkraftanlagen
Vor allem junge Schwarzstörche verunglücken oft an Hochspannungsleitungen und Windkraftanlagen. Die Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten empfiehlt deshalb einen Mindestabstand von 3000 Metern zu Brutplätzen und einen Prüfbereich von zehn Kilometern, um Gefährdungen bei Flügen auszuschließen. Leider ist es schon häufiger geschehen, dass in Gebieten, in denen Windenergieanlagen geplant sind, nach der Brutzeit Horste abgesägt wurden. Waldbesitzern, die das tun, drohen ein Ordnungswidrigkeitsverfahren und ein Bußgeld.
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