Haben Sie schon mal etwas vom Speierling gehört? Wenn nicht, sind Sie in bester Gesellschaft. Denn das Gewächs ist eine der seltensten Baumarten in Deutschland. Grund genug, ihn mal vorzustellen.
Der Speierling gehört zu den Rosengewächsen
Der Baum (Sorbus domestica), der vor allem in Südosteuropa und Nordwestafrika wächst, sich aber in milden Regionen in Deutschland auch wohlfühlt, gehört wie Apfel, Birne und Kirsche zur Familie der Rosengewächse. Er wird bis zu 20 Meter hoch. Seine schmalen, gefiederten Laubblätter erinnern an jene der verwandten Vogelbeere.
Blütezeit ist zwischen Mai und Juni, die Blüten sind schneeweiß und duften sehr angenehm. Aus ihnen entstehen nach der Bestäubung die Früchte
So schmecken die Früchte
Eine Besonderheit sind die Früchte des Baums – kleine, feste Äpfel, die im September und Oktober reif werden. Sie fallen dann von selbst zu Boden. Wer in einen der Äpfel hineinbeißt, der merkt sofort, woher der Speierling wohl seinen Namen hat: Man speit ihn sofort wieder aus, denn die Früchte sind so bitter, dass sich die Mundschleimhäute zusammenziehen. Außerdem legt sich ein pelziger Geschmack auf die Zunge.
Nicht wirklich lecker also. Aber der Speierling birgt ein Geheimnis. Wenn man die Früchte nachreifen lässt, entwickeln sie einen sehr angenehmen Geschmack, der ein bisschen an Bratäpfel erinnert.
Zutat für Apfelwein
Früher diente der Baum als Holzlieferant, und auch seine Früchte wurden genutzt. Und später beinahe vergessen. Kenner verwenden den Saft der Früchte als Zutat für Apfelwein. Man kann auch eine gute Marmelade daraus machen, und ich habe gelesen, dass sie außerdem eine Zutat für ein Speierlingsbrot sind, das dem Quittenbrot ähnelt. Und wer mag, der legt die Früchte in Rum ein.
Sperling als Heilmittel
Auch als Heilmittel werden die Früchte genutzt. Ihr hoher Gehalt an Gerbstoffen hilft gegen Magen- und Darmbeschwerden und der Wein stärkt Herz und Kreislauf. Es gibt also viele Gründe, den Speierling zu mögen! Dass man den Baum so selten sieht, ist aber noch aus einem anderen Grund schade: Im Herbst verfärben sich seine Blätter leuchtend orange und rot – ein wunderschöner Anblick!