Berlins erste Storchennester sind belegt! Die Artgenossen aus den verschiedenen Gebieten in Brandenburg hatten diesmal wohl etwas Vorsprung, aber zu Ostern sind zwei Weißstorchpaare auf ihren Nestern in Lichtenberg angekommen. Jetzt sind sie mit Renovierungsarbeiten beschäftigt.
Weiter Flug von Afrika bis Berlin
Es ist eine unvorstellbare Leistung, die Weißstörche jedes Jahr vollbringen. Ihre Flugstrecken zu den Winterzielen in Zentral- und Südafrika sind die längsten der Welt – etwa 10.000 Kilometer legen die Tiere zweimal jährlich zurück. Die Meere meiden sie, weil es dort keine Thermik gibt, und so fliegen sie im Herbst um das Mittelmeer herum, vorbei an Gibraltar bis nach Westafrika oder über den Bosporus und das Niltal bis nach Ostafrika. Im Frühjahr geht es in die entgegengesetzte Richtung – zu den Brutplätzen in Mitteleuropa.
Storchennester im Dorf
Lebensraum der bis zu einen Meter langen schwarz-weißen Vögel mit dem charakteristischen roten Schnabel sind offene Landschaften, Flussniederungen und extensiv genutzte Wiesen und Weiden. Oft staksen sie über Felder, auf denen gerade ein Trecker seine Bahnen gezogen hat – sie suchen nach aufgescheuchten Kleintieren. Die Nähe des Menschen macht ihnen dabei nichts aus. Und deshalb ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Störche auf Hausdächern, Türmen, und Strommasten ihre Nester bauen – also Orten, die mit dem Menschen unmittelbar zu tun haben. Auch Nistunterlagen nehmen sie gerne an.
Zwei Lichtenberger Storchenpaare sind da
Die Lichtenberger Storchennester liegen auf einem alten Bäckereischornstein in Falkenberg und auf einer Nisthilfe an der Naturschutzstation Malchow. Beide werden seit vielen Jahren genutzt. Ein drittes Nest auf einem früheren Gärtnereischornstein ist noch leer. Das Malchower Nest ist übrigens mit einer Webcam verbunden – Besucher der Naturschutzstation können das Aufwachsen der Jungen in der Ausstellungshalle live mitverfolgen. Adresse: Dorfstraße 35, 13051 Berlin, Infos: www.naturschutzstation-malchow.de
Die Nester können tonnenschwer werden
Weißstörche kehren immer wieder zu ihren Brutplätzen zurück, bauen aber immer wieder an ihren Nestern herum und polstern es mit frischem Heu. So kann es schon mal passieren, dass ein Nest (bei Störchen wird es als Horst bezeichnet) einige Meter hoch und tonnenschwer wird. Die Lichtenberger Störche jedenfalls sind eifrig bei der Arbeit.
Klappern gehört zur Paarung
Nach der Paarung, die mit viel Geklapper verbunden ist – es ist die „Stimme“ der Störche -, legt das Weibchen drei bis fünf Eier, die von beiden Partnern bebrütet werden. Etwa einen Monat später schlüpft der Nachwuchs, der schon nach zwei weiteren Monaten das Nest verlässt. Was während der Aufzuchtphase so alles passiert – von der Fütterung über das Wärmen bis zu den ersten Flugversuchen -, kann man zum Beispiel bei den Vetschauer Internetstörchen gut beobachten, denn in der Nähe dieses Nestes wurde eine Kamera installiert, die in Betrieb geht, sobald die Bewohner angekommen sind.
Lichtenberg als Storchparadies
Für die Störche sind die Lichtenberger Ortsteile ideale Lebensräume. Sie sind dörflich und haben viele Felder, Wiesen und Gewässer in der Nähe. Die Paare finden genug Insekten und Regenwürmer, die sie zu ihren Jungen ins Nest schleppen. Manchmal kann man die Altvögel zum Beispiel im Naturschutzgebiet Falkenberger Rieselfelder bei der Suche nach Nahrung beobachten.
Linum lädt zur Begrüßung der Störche
In Linum nordwestlich von Berlin sind nach Angaben des Nabu bisher drei Störche angekommen, mit weiteren wird in diesen Tagen und Wochen gerechnet. Am 18. April gibt es dort übrigens eine Führung mit dem schönen Namen „Begrüßung der Störche und anderer Frühlingsboten“. Treffpunkt ist um 14 Uhr in der Storchenschmiede Linum (Nauener Straße 54), der Spaziergang führt durchs Storchendorf und ins Teichland. Der Ausflug dauert etwa zweieinhalb Stunden, Teilnahme kostet 8 Euro. Die Storchenschmiede ist bis zum Ende der Kranichrast im November mittwochs bis freitags von 10 bis 16 Uhr, sonnabends und sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Infos unter storchenschmiede.de.
Storchennester auf vielen Hausdächern
Bei einem Spaziergang durch Linum findet man viele Storchennester auf Masten und Dächern, mit Hinweistafeln darüber, wer da oben wohnt und wieviel Nachwuchs es gibt. Ein Ausflug lohnt sich also sehr!