Es gibt Leute, für die gehört die Waldmeisterbowle absolut zwingend zum Frühling dazu. Diese Leute haben mein größtes Verständnis, denn das Getränk schmeckt so sehr nach Mai wie kein anderes. Finde ich. Schon wenn man in die Nähe der Pflanze kommt, die es auch in der Natur in Berlin und Brandenburg gibt, ahnt man den Duft, der nur sehr schwer zu beschreiben ist. Süß und intensiv, ein bisschen nach getrocknetem Heu, aber ganz sicher nach Frühling. Verursacht wird der Duft vom Inhaltsstoff Cumarin, der beim Welken des Waldmeisters entsteht. Auch trocknendes Gras bildet Cumarin.
Waldmeister und sein intensiver Duft
Waldmeister erkennt man aber nicht nur am Duft, sondern auch an den Blätterquirlen, die direkt am Stängel der etwa 20 Zentimeter hohen Pflanze wachsen. Die Blüten sind weiß und ziemlich klein, und später trägt der Waldmeister kleine Früchte mit Haken, die sich wie Kletten an Tierfell und Kleidungsstücken festklammern und so verbreitet werden.
Pflanze mit geheimen Kräften
Am ehesten findet man Waldmeister in Rotbuchenwäldern, wo er genug Schatten bekommt. Sehr häufig ist er deshalb in Berlin und Brandenburg nicht. Trotzdem ist er eine Zutat für ein sehr typisches Berliner Getränk: die Berliner Weiße grün, die bekanntlich mit Waldmeistersirup angerührt wird.
Und der Waldmeister kann noch mehr: Er hilft gegen Motten, wirkt entzündungshemmend und soll sogar gegen dämonische Kräfte wirken. Bauern gaben ihren Kühen, die nicht fressen wollten, früher Waldmeister mit etwas Salz. Ob das geholfen hat, konnte ich aber nicht ergründen.
Viele Rezepte für Maibowle
Für Waldmeisterbowle (auch Maibowle genannt) gibt es viele Rezepte. Am besten sammelt (oder kauft) man einen Bund Waldmeister, der noch nicht blühen sollte, weil der Cumaringehalt in der Blütezeit geringer wird. Der Waldmeister sollte ein paar Stunden lang trocknen. Anschließend werden die Zweige mit einem Faden zusammengebunden und kopfüber in ein Gefäß mit trockenem Weißwein gehängt. Die Stängelenden sollten draußen bleiben, weil sie Bitterstoffe enthalten.
Ansetzen mit Sekt oder Mineralwasser
Ungefähr eine halbe Stunde bleibt der Waldmeister im Wein, danach wird das Bündel herausgenommen und der Wein mit halbtrockenem Sekt aufgegossen. Wein und Sekt sollten ein Mischverhältnis von 2:1 haben. Wer mag, kann das Getränk noch süßen. Übrigens kann man statt Sekt auch Mineralwasser nehmen.
Waldmeister: Cumarin wirkt anregend
Wie gesagt, es gibt unzählige Rezepte für das Getränk, das wohl von einem Mönch erfunden wurde. Allzu viel sollte man allerdings nicht trinken – nicht nur wegen des Alkohols. Denn Cumarin wirkt zwar anregend, kann in größeren Mengen aber Kopfschmerzen auslösen.
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2 Antworten auf „Waldmeister – ein Prosit auf den Frühling“
Liebe Silke,
wir sind auch ganz verrückt nach waldmeister. Wo findet man den denn genau? Wir waren schon im Plänterwald, Königsheide, aber leider ohne Erfolg. Vielleicht kann man das mal auf der Mundraub Seite reinstellen.
Liebe Sandra, in Berlin ist er nur schwer zu finden, weil es kaum Buchenwälder gibt. Ich habe mal etwas herumgefragt und bekam folgende Tipps: Spandauer Forst, Dämmeritzsee bei Erkner und tatsächlich der Plänterwald. In diesem Jahr scheint es aber weniger zu geben, was vielleicht am langen Winter liegt. Manchmal bekommt man Waldmeister auch auf Wochenmärkten. Liebe Grüße von Silke