Kennen Sie den kleinsten Vogel Europas? Es ist das Wintergoldhähnchen, das nur etwa neun Zentimeter groß wird und mit fünf Gramm ein Federgewicht ist. Trotzdem ist es ein eindrucksvoller Vogel mit einem kecken gelb-schwarzen Streifen auf dem Kopf. Häufig ist er in Berlin nicht – bei der Stunde der Gartenvögel 2014 wurde er überhaupt nicht gemeldet, bei der Stunde der Wintervögel 23mal.
Das Wintergoldhähnchen hat eine rundliche Statur
Der winzige Vogel, den man mit dem Sommergoldhähnchen verwechseln könnte (das hat allerdings einen schwarzen Augenstreifen), ist graugrün gefärbt und rundlich gebaut. An den Flügeln ist er schwarz und weiß gefärbt.
Vorliebe für Nadelwälder
Während sie brüten, leben die Wintergoldhähnchen in Fichten- und in Mischwäldern mit hohem Nadelwaldanteil. Dort finden sie ihre Beutetiere – Spinnen und Insekten, die sie von den Nadeln abfressen. Sie greifen die Beute nicht mit den Krallen (so wie es zum Beispiel Meisen tun) und können ihre Nahrung auch nicht zerteilen. Ihr Trick ist es, die Beute auf den Boden zu schleudern, bis sie klein genug ist, um gefressen zu werden.
Kugelförmige Nester
Die Nester der Vogelart sind ungewöhnlich: Sie sind kugelförmig und werden weit oben in Nadelbäumen gebaut. Biegsame Zweige der Bäume halten das Nest, für das Flechten, Moos und sogar Fäden aus Spinnennetzen und Raupenkokons genutzt werden. Innen ist die stabile Konstruktion warm genug, dass die Weibchen nicht ständig brüten müssen, sondern das Nest auch mal verlassen können.
Die Wintergoldhähnchen lassen sich viel Zeit für den Bau. Schon im März beginnen sie damit, einen Monat später legt das Weibchen die Eier. Ende April sind die ersten Jungen flügge. Das gibt den Tieren die Möglichkeit, noch ein zweites Mal zu brüten.
Ausflug in den Stadtpark
In der kalten Jahreszeit kommen die Wintergoldhähnchen, die zu den Teilziehern gehören (nur Vögel aus sehr nördlichen Gebieten ziehen ein Stück weiter südlich), auch in Stadtparks, sonst sieht man sie in der Stadt eher selten.
Ein Wintergoldhähnchen in der Großstadt
Vor ein paar Tagen muss ein Goldhähnchen aus einem Kreuzberger Park einen etwas weiteren Ausflug gemacht haben: Eine Kollegin von mir hat es vor dem Bürohaus entdeckt. Es saß auf dem Boden, womöglich war es gegen eine Fensterscheibe geflogen. Diese Geschichte hatte ein Happy-End, denn ein Tierarzt hat den Vogel untersucht, für gesund befunden und dann abends im Wald wieder in die Freiheit entlassen.