Kategorien
Wasser Wildes Berlin

Wollgras: Wattebäusche im Moor

Es gibt Pflanzen, deren Name wirklich absolut perfekt passt. Wollgras ist eine davon. Als ich sie in der Kindheit das erste Mal gesehen habe, dachte ich, dass man daraus wohl Pullover strickt – und vielleicht könnte man das ja tatsächlich… Die Wollbüschel sind die Blütenhüllfäden der Früchte, die im Sommer zu sehen sind. Einfach so anfassen kann man sie nur selten, denn Wollgras mag es nass. Es wächst am Rand von sonnenbeschienen Feuchtgebieten und Mooren und kann dort manchmal ganze Teppiche bilden. In der Berliner Natur wächst es zum Beispiel an der Kleinen Pelzlaake in Müggelheim.

Wollgras-Samen werden mit dem Wind verbreitet

Irgendwo habe ich gelesen, dass man aus den weißen Büscheln früher Kerzendochte gemacht hat. Aber eigentlich ist Wollgras mit seinen ulkigen Wattebäuschen dafür viel zu schade. Wobei die Bezeichnung Wollgras viel zu einfach ist: Es gibt nämlich 18 unterschiedliche Arten. Die bekanntesten sind das Schmalblättrige (Foto), das Breitblättrige und das Scheiden-Wollgras.

Blütezeit ist im Sommer – und wird meist übersehen. Die zartgelben Blüten erinnern ein bisschen an die des Spitzwegerichs. Erst nach dem Bestäuben entstehen die typischen Wattebäusche, die aus unzähligen Blütenhüllfäden bestehen. Deren Aufgabe: Sie sind das Fluggerät, mit dem die Samen mit dem Wind verbreitet werden.

Wollgras trägt zur Torfbildung bei

Sehr häufig ist das Wollgras in Berlin nicht. Was  auch daran liegt, dass es nicht allzuviele Feuchtgebiete gibt. Dabei übernimmt die Pflanze eine sehr wichtige Aufgabe: Wie das Torfmoos trägt sie sehr zur Torfbildung bei. Und in Mooren, die durch Torfabbau geschädigt wurden und renaturiert werden, ist das Wollgras eine der ersten Pflanzen, die die Fläche wieder besiedeln. Mal ganz abgesehen, dass die Pflanze spektakulär ist. Ich habe mal eine ganze Wollgras-Wiese nahe des Stechlinsees in Brandenburg gesehen – ein großartiger Anblick. Die Fäden hatten sich teilweise schon gelöst und schwebten über der nassen Wiese.

Ähnliche Geschichten:

Moos – Mini-Weihnachtsbäume im Wald

Fleischfressende Schönheit in Berliner Feuchtgebieten

Wenn der Moorfrosch blau macht

 

 

 

Loading

Teilen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert