Zimbelkraut ist – im wahrsten Sinn des Wortes – ein Mauerblümchen. Es wächst nämlich mit Vorliebe in Mauerritzen. Dort wird es gerne übersehen, obwohl es wirklich wunderschön ist.
Das Zimbelkraut liebt alte Mauern
Nicht nur sein ungewöhnlicher Standort macht das Zimbelkraut unverwechselbar, sondern auch die Gestalt. Es kann 30 bis 60 Zentimeter lang werden, seine Stängel halten sich am Mauerwerk fest oder hängen einfach nach unten. Die Blätter haben ein bisschen Ähnlichkeit mit denen des Efeus, die Blüten sind zartviolett und in der Mitte gelblich gefleckt.
Aus dem Süden eingebürgert
Ursprünglich kommt das Zimbelkraut aus Norditalien und der Adria, wo es vor allem auf Felsen wächst. Und weil die Rachenblüten so eindrucksvoll sind, wurde das Gewächs von dort schon im 16. Jahrhundert nach Mitteleuropa gebracht. Der Pflanze reicht ein Minimum an Erde, die zum Beispiel mit dem Wind in die Mauerspalte geweht wurde. Sie liebt aber Wärme und kalkhaltige, basenreiche Untergründe. Winterlicher Kälte entgeht es durch seinen Standort oberhalb des Erdbodens.
Lobeshymne vom Dichter
So mancher greift nach der Hacke, wenn er das Zimbelkraut im Mauerwerk neben dem Weg oder unter dem Gartenzaun entdeckt. Dabei richtet es keinerlei Schaden an. Ein Blickfang ist es auch, und das stellte im 19. Jahrhundert schon der Schriftsteller Ludwig Bechstein fest. Er schrieb: „Du kleidest der alten Ruine Gemäuer, rankend hinab und hinauf blühest du einsam für dich.“
Lebensraum Steingarten
Glücklicherweise haben das auch heute viele Gartenbesitzer erkannt und freuen sich über die Pflanze. Oder kaufen sie sogar im Gartencenter und setzen es in den Steingarten, wo es sich ebenfalls sehr wohl fühlt. Seinen Namen verdankt es übrigens der Form der Blätter, die Ähnlichkeit mit Zimbeln (kleinen Schlaginstrumenten) haben.
Blütezeit ab Mai
Das Zimbelkraut, das von Mai/Juni bis in den August hinein blüht, gehört zur Familie der Wegerichgewächse und ist verwandt mit dem Gamander-Ehrenpreis, Löwenmäulchen, Spitzwegerich, Leinkraut und (man glaubt es kaum) mit dem Roten Fingerhut.
Wie die Pflanze ihren Bestand sichert
Um seine Verbreitung zu sichern, hat sich die Natur für das Zimbelkraut einen Trick einfallen lassen. Die Blütenstiele drehen sich zum Licht hin und nach der Bestäubung durch Bienen und Schwebfliegen biegen sich die Kapseln mit den heranreifenden Samen zu den Mauerspalten hin. Dort können die Samen unter optimalen Bedingungen (schattig und feucht) keimen.
Zimbelkraut in Küche und Hausapotheke
Übrigens gibt es noch einen weiteren Grund, die Pflanze zu schätzen. Sie ist nämlich eine leckere Zutat für Salate und hat außerdem heilende Kräfte. Die Blätter enthalten viel Vitamin C und schmecken ein bisschen wie leicht scharfe Kresse. Und wer die Blätter des Zimbelkrauts zu Brei zerreibt, kann sie als Umschlag gegen Wunden und Entzündungen verwenden. Womit bewiesen wäre, dass man Mauerblümchen nicht unterschätzen sollte!