Immer im Frühling, wenn die Sonne wieder anfängt, die Erde zu wärmen, färben sich die Oderhänge in Ostbrandenburg gelb. So gelb, wie nur Adonisröschen es schaffen. Wer diesen Anblick einmal live erlebt hat, wird ihn so schnell nicht vergessen.
Adonisröschen mit riesigen Blüten
Die Adonisröschen haben in Sachen Gelb zwar Unterstützung durch verstreute Löwenzähne, Fingerkraut, die letzten Gelben Windröschen und ein paar Goldsterne, aber die riesigen, buttrig glänzenden gelben Sterne sind die Stars an den Oderhängen. In der wilden Natur rund um Berlin sind sie so selten, dass ganze Busladungen aus der Hauptstadt anreisen, um sie an den Hängen bei Lebus und Mallnow zu sehen.
Andrang auf eine besondere Blume
Als ich das erste Mal in Mallnow war, konnte ich kaum glauben, wie viele Leute auf dem Rundweg unterwegs waren. Und wie viele Berliner Autos auf dem Parkplatz standen. So ein Andrang wegen Blumen?? Wer sie einmal in echt und wild gesehen hat, der stellt sich diese Frage nicht mehr, denn die Adonisröschen mit ihren bis zu acht Zentimeter großen Blüten sind wirklich so besonders, dass sie die Aufmerksamkeit verdienen. Manchmal sieht man Leute in verrenkten Posen auf dem Boden hocken, um die Blüten in einem besonderen Winkel aufzunehmen. Durch den Zaun hindurch, der die Adonisröschen an einigen Stellen vor der übergroßen Liebe der Menschen schützen soll.
Rundweg mit traumhafter Weitsicht
Außerdem ist der Rundweg bei Mallnow wirklich wunderschön und die Weitsicht traumhaft. Die bekannteren Hänge bei Lebus lohnen den Besuch natürlich genauso. Aber ich mag Mallnow – weil es sich auf so liebevolle Weise mit der schönen Blume beschäftigt und das Röschen sogar im Stadtwappen trägt. Und weil in dem niedlichen Dorf auf dem Weg zu den Hängen an den Wochenenden Stände aufgestellt werden, an denen man selbstgebackenen Kuchen kaufen kann.
Tränen um den sterbenden Adonis
Ihren Namen verdanken die Adonisröschen einer Legende. Die Blüten sollen die Tränen der Aphrodite sein, die um den sterbenden Adonis weinte. Sein Blut, so heißt es weiter, habe die Blüten rot gefärbt. Wer jetzt stutzt, hat Recht – und verdient eine Erklärung. Den ungewöhnlichen Namen verdankt die Pflanze nämlich ihrer rot blühenden Schwester, die im Sommer zu sehen ist.
Anspruchsvolle Pflanze
In Mallnow aber wachsen die gelben Verwandten des giftigen Hahnenfußgewächses, und zwar in großer Zahl. Sie lieben die sonnige Lage an den Hängen und sie lieben auch den Boden: In Brandenburg findet man sie tatsächlich nur im Gebiet von Mallnow und Lebus. Ich habe von Versuchen gelesen, Adonisröschen an ähnlich sonnig gelegene Hänge mit ähnlich zusammengesetzten Böden zu verpflanzen, aber die Experimente gingen allesamt schief – und das, obwohl Experten am Werk waren.
Strenger Schutz
Wer jetzt überlegt, die Schaufel mitzunehmen und es selbst zu probieren, sollte sie lieber zuhause lassen. Denn mal ganz abgesehen davon, dass das Gewächs zuhause garantiert eingehen würde, ist das Ausgraben auch noch streng verboten, das Adonisröschen steht unter Naturschutz. Wer trotzdem unbedingt eines haben möchte, kann in guten Gartencentern eine Zuchtform kaufen, die in spezieller Erde herangezogen wurde.
Adonisröschen und Bäume des Jahres
Übrigens steht in Mallnow auch noch die Allee der Jahresbäume. Am 30. April um 15 Uhr wird der Baum des Jahres 2017, die Fichte, gepflanzt. Im Anschluss gibt es eine geführte Wanderung durch das Naturschutzgebiet mit den Adonisröschen.
Anfahrt Mallnow/Lebus: B1 bis Seelow, weiter auf der B 167. Bahn: Die ODEG-Linie RB60 verkehrt bis 2. Juni ab Lichtenberg bis Schönfließ Dorf, von dort zwei Kilometer Weg bis Mallnow. Geführte Wanderungen unter www.mallnow.de
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