Schlangen haben es nicht leicht – die meisten Menschen finden sie unheimlich, manche sogar eklig. Und dabei ist es egal, ob es eine Klapperschlange ist (um die zu sehen, muss man in den Zoo gehen) oder eine ganz und gar harmlose Ringelnatter. Auch die seltene Schlingnatter hat keinen sehr großen Fanclub. Aber das Reptil des Jahres 2013 verdient einen. Denn es ist so selten, dass man sich sehr freuen sollte, wenn man ihm begegnet.
Die Schlingnatter – Reptil des Jahres 2013
Gewählt wurde die Schlingnatter (Coronella austriaca), die überall in Deutschland auf der Roten Liste der gefährdeten Arten steht, von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT). Sie kürt seit 2006 immer im Wechsel das Reptil bzw. die Amphibie des Jahres und möchte damit auf die Vielfalt der Arten, deren Schönheit und auch deren Probleme aufmerksam machen.
Jagd auf Mäuse
Die Schlingnatter wird ungefähr 70 Zentimeter lang und ist sehr schlank. Ihr Körper ist braun mit Flecken. Den Namen verdankt sie ihrer Jagdweise: Sie umschlingt ihre Beute und erstickt sie.
Die Schlingnatter gehört nämlich zu den Würgeschlangen. Wer jetzt an eine Boa oder Python denkt, der kann aber ganz beruhigt sein: Die Schlingnatter würgt Mäuse oder Eidechsen – für den Menschen ist sie vollkommen ungefährlich. Allerdings wird ihr ihre Ähnlichkeit mit der giftigen (für den Menschen aber ebenfalls ungefährlichen) Kreuzotter manchmal zum Verhängnis, wenn Menschen sie verwechseln und vertreiben oder gar töten.
Ihre Färbung macht sie fast unsichtbar
Sehen kann man die Schlange vor allem dort, wo es warm ist, in Brandenburg etwa in Gebieten mit Heidelandschaft. Unterwegs ist sie zwischen April und Oktober, danach sucht sie sich einen Ort für die Winterruhe. Hohlräume zwischen Steinen zum Beispiel und Tierhöhlen sind ihre bevorzugten Rückzugsorte. Am aktivsten ist sie, wenn es warm ist, bei kühlem Wetter bewegt sie sich so gut wie nicht und wird dann dank ihrer Färbung beinahe unsichtbar. Wer sich ihr nähert, der riskiert aber, gebissen zu werden. Ernsthafte Verletzungen verursacht sie allerdings nicht.
Die Schlingnatter ist streng geschützt
Der Nachwuchs der Schlingnatter wird im Spätsommer geboren – er schlüpft nicht aus dem Ei, sondern wird lebend geboren. Die Jungen sind dann nur etwa 20 Zentimeter lang, innerhalb eines Jahres kommen sie auf 40 Zentimeter, und erst nach drei oder gar vier Jahren haben sie ihre volle Länge erreicht. Bis zu 20 Jahre alt können sie werden. Wenn man sie lässt. Denn obwohl sie streng geschützt sind, gibt es immer wieder Menschen, die Schlingnattern erschlagen, weil sie sie für gefährlich halten.
Auch das Verschwinden ihres Lebensraums ist ein Problem: In aufgeräumten Landschaften ohne Hecken, Trockenmauern und Steinhaufen findet die Schlingnatter keine Rückzugsflächen mehr. Vielleicht wurde die Schlange auch deshalb zum Reptil des Jahres erklärt, um auf ihr drohendes Schicksal aufmerksam zu machen.
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