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Die Bocksriemenzunge liebt sonnengewärmte Hänge

Wer das Glück hat, mal eine wilde Bocksriemenzunge zu sehen, der wird das so schnell nicht vergessen. Denn diese Orchidee ist ein Kunstwerk der Natur. Nur leider sehr, sehr selten. In Brandenburg ist sie mir bisher noch nicht begegnet, aber sie verdient trotzdem einen Platz in diesem Blog.

Die Bocksriemenzunge und das Mittelmeer

Bis zu einen Meter hoch kann die Bocksriemenzunge werden, die eine Vorliebe für sonnengewärmte Hänge hat. Ideale Lebensräume sind Streuobstwiesen und Magerrasen, aber auch aufgelassene Weinberge. Wichtig ist, dass der Boden kalkhaltig, lehmig und locker ist. Und es nicht zu kalt wird. Denn die Schönheit stammt ursprünglich aus dem Mittelmeergebiet und liebt es warm.

Spektakulär und trotzdem unsichtbar

Bocksriemenzunge
Bocksriemenzunge F.: Silke Böttcher

Bevor sie zu blühen beginnt, ist es fast unmöglich, die Orchidee zu sehen. Mit ihrer hellgrünen Farbe passt sie sich ihrer Umgebung an – mit Blütenknospen sieht sie fast ein bisschen aus wie eine geschossene Spargelstange.

Aber der Bocksriemenzunge gelingt es sogar während der Blütezeit, sich nahezu unsichtbar zu machen – und das, obwohl sie mit ihren gezwirbelten Blüten wirklich auffällig ist.

Aber ihre eher neutrale Farbe sorgt dafür, dass sie auf den ersten Blick mit der Wiese drumherum verschwimmt. Wer nicht genau aufpasst, kann sie übersehen.

Eine Schönheit, die nach Ziegenbock riecht

Eigentlich könnte man sich nach der Nase orientieren. Denn die Bocksriemenzunge trägt ihren Namen nicht ohne Grund: Sie riecht intensiv nach Ziegenbock… Das erklärt auch den botanischen Namen Himantoglossum hircinum – das lateinische Wort „hircus“ bedeutet „Ziegenbock (und wenn wir schon mal dabei sind: „himas“ stammt aus dem Griechischen und heißt „Riemen“, „glossum“, ebenfalls griechisch, steht für „Zunge“).

Wunderschöne Blüten

Die Pflanze hat kräftige, glänzende Laubblätter, die oft schon vor Beginn der Blütezeit zu welken beginnen. Das Auffälligste aber sind die grünlichweißen Blüten. Jede einzelne besteht aus einem Helm (er wird von den Blütenhüllblättern gebildet) und einer dreiteiligen Lippe, deren mittlerer Teil bis zu sechs Zentimeter lang werden kann und gewellt ist.

Wildbienen als Bestäuber

Bestäubt werden die Blüten vor allem von Wildbienen, die Samen, die sich anschließend bilden, verbreiten sich mit dem Wind. Um zu keimen, brauchen sie die Hilfe eines Wurzelpilzes (Mykorrhiza). Auch das, verbunden mit den hohen Ansprüchen an Temperatur und Bodenbeschaffenheit, machen die streng geschützte Pflanze so selten.

Bocksriemenzunge: selten und streng geschützt

Die Bocksriemenzunge steht in ganz Deutschland auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, in einigen Bundesländern gibt es sie überhaupt nicht. Dass Ausgraben oder Pflücken bei Strafe verboten sind, versteht sich von selbst – und im Übrigen hätten Diebe auch gar nichts von einer ausgegrabenen Orchidee, denn sie würde im Garten sehr schnell eingehen.

Orchideen leiden unter intensiver Landwirtschaft

Was Orchideen generell zu schaffen macht, ist die intensive Landwirtschaft mit dem Einsatz von Pestiziden und Dünger. Die meisten Arten lieben nährstoffarme Magerrasen oder Feuchtwiesen, und beides sind Biotoparten, die selten geworden sind, weil sie landwirtschaftlich nicht genutzt werden können. Dabei sind solche Gebiete extrem wertvoll, weil hier unzählige auch seltene Pflanzenarten wie die Bocksriemenzunge gedeihen, was viele Insekten anlockt. Sie sind Paradiese der Artenvielfalt, die besonderen Schutz verdienen. Mal ganz abgesehen davon, dass sie wunderschön sind!

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