Mit Menschen haben es Spechte nicht so sehr. Deshalb bleiben sie meistens im Wald, wo man sie oft in hohen Bäumen klopfen hört. Aber im Winter überwinden sie ihre Scheu manchmal und trauen sich an die Futterhäuser. Und dann wird es gefährlich – denn wie soll ein Waldvogel wissen, was eine Fensterscheibe ist? Einem Berliner Buntspecht wurde das vor kurzem fast zum Verhängnis.
Ein Unfall mit Folgen für den Buntspecht
Welches Hindernis auch immer ihm im Wege stand – der Vogel hat es voll erwischt. Der Unfall hätte sehr tragisch enden können, denn der Specht hat sich dabei das linke Rabenbein, einen Flügelknochen, gebrochen und konnte nicht mehr fliegen. Dass ihn ein Mensch entdeckt hat, bevor eine Katze auf die leichte Beute am Boden aufmerksam werden konnte, war wahrscheinlich reines Glück.
Asyl mit Videoüberwachung in der Wildvogelstation
In der Kleintierklinik der Freien Universität Berlin bekam der Bruchpilot einen Verband, damit der Flügel ausheilen kann. Und nun? Wohnt der Buntspecht in der Vogelstation des Nabu im Forsthaus an der Wuhle und bekommt Insekten und Körner serviert. Ein bisschen Stress ist das alles schon für den scheuen Vogel – und deshalb versuchen die Mitarbeiter, den Kontakt so gering wie möglich zu halten. Damit sie sehen können, wie der Flügel heilt, wird der Buntspecht per Video überwacht. Fotos von dem Tier gibt es nicht, um den Stress nicht noch zu erhöhen.
Zurück in die Freiheit darf der Buntspecht übrigens erst, wenn es draußen nicht mehr so kalt ist. Vier Wochen wird er also bestimmt noch in der Wildvogelstation bleiben.
Wie man Vogelunfälle vermeidet
Vogelunfälle durch Fensterscheiben sind leider nicht selten. Wer sie verhindern möchte, der sollte die Futterstellen für die Wintervögel möglichst weit vom Haus entfernt aufstellen, auch wenn man die Tiere dann nicht mehr so gut beobachten kann. Dunkle Fenster wirken auf Vögel nämlich wie Höhlen, in die sie sich flüchten, wenn Gefahr droht. Der beste Schutz, sagt der Nabu, sind Gardinen. Greifvogel-Silhouetten wirken meist kaum. Übrigens: Wer sich an Kost und Logis für das Tier beteiligen möchte, der kann sich an den Nabu wenden.
Neues von der Wintervogel-Zählung
Auch zur Wintervogel-Zählung gibt es Neuigkeiten: Spitzenreiter in Berlin ist bisher der Haussperling, gefolgt von Kohl- und Blaumeise. Sogar Waldkauz und Eisvogel wurden gesichtet. Insgesamt zählten die Berliner in 1100 Gärten 42.121 Vögel.
Eine Antwort auf „Ein Buntspecht als Bruchpilot“
Hallo, liebe Silke, ich bin wieder begeistert von Deinen Berichten und Deinem wunderbaren Foto. Der Specht ist ja wirklich scheu, ich habe als junges Mädchen einen im Wald beobachtet. Dein Bild hat mir das Erlebnis wieder sehr lebhaft gemacht. Liebe Grüße Lilo