Auf den ersten Blick sieht die Schuppenwurz fast ein bisschen aus wie eine Orchidee. Sie trägt ziemlich eindrucksvolle rötlich-violette Blüten, die ein bisschen blass wirken. Und Blätter fehlen ganz. Die Pflanze, die zu den Sommerwurzgewächsen gehört, hat eine ungewöhnliche Lebensweise.
Die Schuppenwurz bildet kein Chlorophyll
Die Gewöhnliche Schuppenwurz betreibt nämlich keine Photosynthese (das ist die Fähigkeit von Pflanzen, mit Hilfe des Sonnenlichts Kohlendioxid und Wasser in Glukose zu verwandeln und dabei Sauerstoff freizusetzen – die Glukose dient ihnen als Energiespender) und bildet auch kein Chlorophyll (Blattgrün). An ihrem Stängel trägt sie nur eine Art Schuppen am Stängel, die ihr den Namen geben.
Versorgung durch Bäume
Die Schuppenwurz hat eine andere Weise gefunden, um an Nährstoffe zu kommen: Sie ist ein Schmarotzer. Unter der Erde verbindet sie sich über ein Rhizom (Wurzelstock) mit den Wurzeln von Bäumen. Sobald die im zeitigen Frühling wieder mit dem Transport von Wasser beginnen, ist die Zeit der Schuppenwurz gekommen. Mit winzigen Saugrohren zapft sie die Wurzeln ihres Wirtsbaumes an und entzieht ihnen Wasser und Nährstoffe. Die speichert sie in ihrem Wurzelstock, der bis zu zwei Meter lang und einige Kilogramm schwer werden kann. Interessant ist, dass die Pflanze erst mit ungefähr zehn Jahren anfängt, ihre dicht aneinanderstehenden Blüten zu bilden.
Bevorzugte Wirtsbäume der Gewöhnlichen Schuppenwurz sind Hasel, Ulme, Buche und Erle – wo sie wachsen, ist die Chance, die unauffällige Pflanze zu sehen, am größten. Mit Schatten hat sie übrigens keine Probleme, mit feuchten Böden auch nicht.
Bestäubung durch Insekten und den Wind
Weil sie so zeitig im Jahr blüht, so zwischen März und April, ist die Schuppenwurz bei der Bestäubung nicht ausschließlich auf Insekten angewiesen. Falls die ersten Bienen und Hummeln ausbleiben sollten, funktioniert auch die Bestäubung durch den Wind. Wenig später bildet die Pflanze Früchte, deren Samen durch Wind und Wasser, aber auch durch Ameisen verbreitet werden.
Die Schuppenwurz ist leicht zu übersehen
Im Wald kann man die Schuppenwurz übrigens sehr leicht übersehen. Die blassvioletten Blüten verschwimmen nämlich mit den Herbstblättern am Boden. Man muss schon sehr genau hinsehen, um das Gewächs wahrzunehmen. In Berlin allerdings ist es sehr selten – in Brandenburg sind die Chancen höher.
Geschichte über einen weiteren Schmarotzer: