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Der Siebenschläfer und der Sommer

Der kleine Wicht auf dem Foto hat eine schwere Bürde zu tragen. Jedenfalls wenn man an Bauernregeln glaubt.  Denn ihm wird die Schuld gegeben, wenn der Sommer nicht das tut, was ein anständiger Sommer tun sollte. In diesem Jahr hat der Siebenschläfer aber offensichtlich ganze Arbeit geleistet und beschert uns gerade Traumwetter. Und damit verdient er einen Eintrag in diesem Blog.

Der Siebenschläfer: Schlafmaus mit Fliegengewicht

Wirklich sehen wird man den Nager, der höchstens 120 Gramm wiegt und von Kopf bis zur Schwanzspitze etwa 30 Zentimeter lang wird, nur selten – denn er ist hauptsächlich nachts unterwegs, was man an den hervorstehenden Augen erkennen kann. Mit  dem buschigen Schwanz und seiner Gestalt sieht er ein bisschen aus wie ein Eichhörnchen, aber er gehört einer Familie an, von der ich vorher noch nie gehört hatte: den Bilchen, auch Schlafmäuse genannt. Und Schlafen ist tatsächlich eine der Lieblingsbeschäftigungen des Siebenschläfers.

Der Siebenschläfer verschläft mehr als sieben Monate

Von September bis Anfang Mai begibt sich das Tier zur Ruhe. Wer jetzt angesichts des Namens anfängt zu rechnen, wird stutzen: Ja, es sind mehr als sieben Monate. Und wenn wir schon mal dabei sind: Am 27. Juni, dem Siebenschläfertag, ist der Nager schon lange wach.

Der Tag hat übrigens auch gar nichts mit dem Tier, sondern mit den sieben Schläfern von Ephesus zu tun, einer Legende um sieben junge Christen, die sich in Zeiten der Christenverfolgung in eine Höhle bei Ephesos geflüchtet hatten, entdeckt und lebendig eingemauert wurden. 195 Jahre sollen sie geschlafen haben und als sie gefunden wurden, sprachen sie über die Auferstehung von den Toten. Und starben.

Nächtlicher Krachmacher

Aber zurück zum Siebenschläfer, der übrigens Tier des Jahres 2004 war. Er wohnt in Baumlöchern oder Vogelhäusern in Laubwäldern oder Obstgärten, manchmal sucht er sich auch ein Plätzchen unterm Dach von Häusern. Wenn er nachts unterwegs ist, kann er erstaunlich laut sein, Quieken inbegriffen – wo er sich einnistet, wird der kleine Mitbewohner garantiert bemerkt, auch wenn die aus dem Schlaf gerissenen Menschen über diese Begegnung vermutlich nicht sehr glücklich sind.

Der niedliche Nager ernährt sich von Früchten, Pilzen, Bucheckern, Haselnüssen und Kastanien und muss sich bis zum Herbst einen ordentlichen Winterspeck anfuttern, damit er die lange Ruhezeit überstehen kann. In dieser Zeit schlägt sein Herz nur noch fünfmal pro Minute!

Der Siebenschläfer: ein Kletterkünstler im Geäst

Nach dem Aufwachen im April beginnt die Paarungszeit. Der Nachwuchs kommt im August zur Welt, und seine erste Aufgabe ist es, genug zu fressen. Denn auch die Kleinen halten Winterschlaf. Im Moment aber kann man – bei Dunkelheit und mit etwas Glück – einen Siebenschläfer im Garten sehen. Er turnt äußerst geschickt durchs Geäst von Bäumen, auch an Wänden und Baumstämmen kann er hochlaufen. Leider nimmt seine Zahl ziemlich ab, denn naturnahe Laubwälder mit viel Totholz, die er bevorzugt, sind selten geworden.

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