Das Tier des Jahres 2014 ist gewaltig – nicht nur wenn man es mit seinem Vorgänger, dem Mauswiesel vergleicht. Der Wisent wirkt ein bisschen, wie aus der Zeit gefallen. Ein eindrucksvolles Wesen mit breiten Schultern, einem dicken Schädel und respekteinflößenden Hörnern. Gewählt wurde es von der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild – mit dem Ziel, auf gefährdete Tierarten aufmerksam zu machen.
Gewaltiger Europäer: der Wisent
Der Wisent wird auch als Europäischer Bison bezeichnet, und wer ihn sieht, der denkt sofort an Indianerfilme aus den USA. Aber der Wisent ist in Europa heimisch, früher lebten große Herden der Urwildrinder in den Wäldern – Wandmalereien beweisen, dass es in Europa schon vor mehr als 30.000 Jahren Wisente gab. Die Tiere sind übrigens die größten (bis zu zwei Meter ) und schwersten (bis 1000 Kilogramm) Landsäugetiere Europas.
Wisent-Herden im Unteren Odertal und der Döberitzer Heide
Aber das Schicksal dieser Tierart war tragisch: Vor ungefähr 100 Jahren wurde der letzte freilebende Wisent erschossen. Dass es heute wieder Wisente gibt, liegt an Tierparks, aus denen Tiere ausgewildert wurden. Gefährdet ist die Art allerdings immer noch, es gibt nur wenige freilebende Wisent-Herden in Deutschland. Etwa im Rothaargebirge, wo die Tiere in einem bewirtschafteten Wald leben (Info: www.wisent-welt.de). Berliner müssen aber gar nicht weit fahren, um Wisente zu sehen: Im Nationalpark Unteres Odertal gibt es sie, und in der für Menschen unzugänglichen Wildniskernzone in der Döberitzer Heide westlich von Berlin wurden ebenfalls Wisente angesiedelt – allerdings ist das riesige Gelände der Sielmann-Stiftung weiträumig eingezäunt.
Besucher bewegen sich in der Naturerlebnis-Ringzone, die die Kernzone umgibt. Dort gibt es Wanderwege und Aussichtspunkte, von denen aus man die Tiere (in der Döberitzer Heide leben auch Przewalski-Urwildpferde) gut beobachten kann. Im Augenblick lohnt sich der Besuch der Naturlandschaft Döberitzer Heide, die demnächst auch Thema dieses Blogs sein wird, übrigens noch mehr als sonst: Auf dem Gelände wurde gerade ein Wisent-Baby geboren. Was in dieser Zeit ungewöhnlich ist: Wisent-Babys kommen eigentlich im Sommer zur Welt.
Leben im Wald
Lebensraum der Wisente sind Mischwälder, die vom Menschen möglichst wenig beeinflusst wurden. Deshalb gehört der Bialowieza-Nationalpark an der Grenze zwischen Polen und Weißrussland, der letzte Tiefland-Urwald Europas, zu den bedeutendsten Rückzugsorten der Art. Die Tiere ernähren sich von Gras, Krautschichten, Baumrinde, Brombeersträuchern und im Herbst auch von Eicheln und Bucheckern. Sie leben in kleinen Herden aus Kühen, Jungtieren und Kälbern, auch die jungen Bullen bilden Gruppen. Den Winter können sie dank ihres dichten Fells gut überstehen.
Der Wisent hält sich vom Menschen fern
Für Menschen sind wildlebende Wisente nicht gefährlich – die Tiere flüchten, wenn sie einen Menschen sehen. Allerdings sollte man sich von Kühen mit Jungtieren fernhalten, wer ihnen zu nahe kommt, muss mit Aggression rechnen, denn die Mutter ist bereit, ihren Nachwuchs zu verteidigen. Das ist allerdings auch bei anderen Tierarten wie dem Wildschwein so. Während der Brunftzeit können auch Bullen aggressiv reagieren. Ihre Erregung zeigen die Wisente durch Kopfschütteln und heftiges Scharren – für den Menschen ein Signal, sich zurückzuziehen.
Adresse Schaugehege Döberitzer Heide: Zur Döberitzer Heide 10, 14641 Wustermark, Öffnungszeiten: Anfang April bis Ende Oktober: tgl. 10-18 Uhr, November bis März, tgl. 10-16 Uhr. Anfahrt unter folgendem Link