Eigentlich färben sich die Blätter der einheimischen Laubbäume ja bunt, bevor sie im Herbst abfallen. Aber ein Baum macht eine Ausnahme: die Erle. Deren Blätter fallen zwar auch ab, aber sie bleiben grün. Und ein Teil segelt sogar schon im Frühsommer zu Boden – kein Zeichen für kranke Bäume, sondern für den hohen Lichtbedarf, denn was so früh abfällt, sind die ersten Blätter, die später von den nachfolgenden Blättern zu sehr beschattet werden, um zu überleben.
Die Schwarzerle war Baum des Jahres 2003
Die Erle, um die es in dieser Geschichte geht, ist die Schwarzerle. Der Baum des Jahres 2003 ist auch sonst ein ungewöhnliches Gewächs Denn er steht dort, wo es nur wenige Bäume aushalten: auf nassen Untergründen. Dass er das überlebt, liegt an einem komplizierten Belüftungssystem der Wurzeln. In kleinen Knollengebilden am Baum leben Bakterien, die Luftstickstoff binden – die Erle kann sich also selbst mit Stickstoff versorgen. Deshalb braucht sie im Herbst auch nicht die Inhaltsstoffe aus den Blättern, die deshalb – noch grün – abfallen.
Der Spreewald und seine Erlen
Zu den bekanntesten Erlenwäldern nahe Berlin gehört der Spreewald, aber auch in sumpfigen Gebieten in Berlin fühlt sich die Schwarzerle wohl (was sie zu einer Hauptdarstellerin in einigen gruseligen Aberglauben um Irrlichter und Hexen macht). Reine Erlenbruchwälder sind heute sehr selten – Entwässerungsmaßnahmen haben viele dieser Flächen zerstört. Was aus sehr vielen Gründen schade ist. Einer davon ist die Tatsache, dass die Schwarz-Erle Heimat von 150 Insekten-, mehr als 20 Vogel- und 70 Pilzarten ist.
Ein Baum, der grüne Blätter abwirft
Erkennen kann man die Schwarzerle übrigens nicht nur an den grünen Blättern zu ihren Füßen, sondern auch an den charakteristischen verholzten Fruchtständen (siehe Foto), die wie kleine Zapfen aussehen. Darin sitzen die Samen, die mit dem Wind oder dem Wasser verbreitet werden. Wie bei der Hasel bilden sich die Blütenkätzchen schon lange vor dem Winter und sind deshalb im Frühjahr mit die ersten, die anfangen zu blühen (Allergiker können ein Lied davon singen).
Die Schwarzerle und der Erlkönig
Dass Erlenholz dank seiner Festigkeit und feinen Zeichnung auch gerne für den Bau von Möbeln und Balken genutzt wird, ist eine andere Geschichte. Ich habe gelesen, dass halb Venedig auf Erlenpfählen steht… Ach ja, und um das mit dem Erlkönig endlich mal zu klären: Das Gedicht von Goethe hat mit der Erle gar nichts zu tun, sondern mit einem Übersetzungsfehler. Johann Gottfried Herder übersetzte nämlich die Ballade, deren Ursprung aus Dänemark kommt, schlicht falsch. Aus „Ellerkonge“ (Elfenkönig) machte er den Erlkönig – und Goethe übernahm den Namen.
4 Antworten auf „Die Schwarzerle: Ein Baum, der nasse Füße mag“
wo finde ich Erlenbäume in der Batur in und um Berlin?
Jutta
Liebe Jutta,
sehr viele Erlen stehen im Spreewald, und in Berlin findet man sie zum Beispiel in der Nähe des Ökowerks am Teufelssee, am Riemeisterfenn, in der Murellenschlucht an der Waldbühne und in Tiefwerder. Auch im Park des Jagdschlosses Glienicke steht ein prächtiges Exemplar. Herzliche Grüße von Silke
Liebe Silke,
wo genau in Berlin stehen denn Erlen?
Danke! Und viele Grüße
Andreas Mattenklotz
Lieber Andreas,
Erlen lieben feuchte Untergründe, die es zum Beispiel in Auwäldern oder Sumpfgebieten gibt. In Berlin findet man Erlen etwa in den moorigen Bereichen nahe des Teufelssees im Grunewald. Außerdem am zweiten Teufelssee, dem in den Müggelbergen in Köpenick. Einige habe ich auch im Bereich des Riemeisterfenns und des Langen Luchs in Zehlendorf gesehen, außerdem in der Murellenschlucht neben der Waldbühne und in Tiefwerder. Eines der größten Vorkommen in Deutschland ist übrigens der Spreewald.
Herzliche Grüße von Silke