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Die Frühlings-Seidenbiene ist Wildbiene des Jahres 2023

Von wegen „Biene ist Biene“! Es gibt unzählige unterschiedliche Arten an Wildbienen – einige davon wurden in diesem Blog schon vorgestellt. Um auf sie aufmerksam zu machen, wählt der Arbeitskreis Wildbienen-Kataster im Entomologischen Verein Stuttgart 1869 e.V. alljährlich die „Wildbiene des Jahres“. 2023 ist es die Frühlings-Seidenbiene. Es ist nicht leicht, sie zu bestimmen, denn sie hat zumindest auf den ersten Blick große Ähnlichkeit mit der Honigbiene.

Die Frühlings-Seidenbiene baut ihr Nest im Boden

Ihren Namen verdanken die Seidenbienen der Art, wie sie ihre Bodennester auskleiden: Sie verwenden ein Sekret, das an der Luft zu einem Film aushärtet, der wie Seide schimmert.

Schon ab März unterwegs

Die Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius), eine der 14 Seidenbienen-Arten in Deutschland, gehört zu den ersten Wildbienen, die im Frühling zu sehen sind. Schon ab März kann man sie um ihre Nistplätze herumschwärmen sehen. Die Tiere werden elf bis 14 Millimeter groß und sind damit die größten Seidenbienen in Deutschland.

Dichte Behaarung bei den Weibchen

Die Weibchen tragen eine dichte Behaarung an Kopf und Brust. (siehe Foto), die Männchen sind insgesamt etwas schlanker. Auf dem Hinterleib haben die Frühlings-Seidenbienen undeutlich ausgeprägte Haarbinden. Das unterscheidet sie auch von den Honigbienen, die im Gegensatz zur Seidenbiene auch noch stark verbreiterte, haarlose Hinterbeine haben.

Pionier-Art mit Vorliebe für Flussauen

Um die Nester der Frühlings-Seidenbiene zu entdecken, muss man auf den Boden gucken. Sie werden in den Sand gebaut, bevorzugt auf Bereichen in Wiesen, die nicht oder kaum bewachsen sind. Die Wildbiene gilt als Pionier-Art, die schnell neu entstandene Lebensräume besiedelt. Dazu gehören auch Flussauen, Sand- und Kiesgruben.

Bis zu 50 Zentimeter lange Gänge

Auch Hochwasserdämme, magere Wiesen und sogar Sandkästen nutzen die Tiere. Die Weibchen graben bis zu 50 Zentimeter lange Gänge, an deren Enden sie bis zu sechs Brutkammern anlegen. Wo die Bedingungen günstig sind, bilden sich manchmal große Frühlings-Seidenbienen-Kolonien (siehe Film).

Solitär-Biene

Die meisten Menschen, die diese Kolonien sehen, sind überzeugt, dass hier Honigbienen am Werk sind. Aber jede Frühlings-Seidenbiene versorgt ihr eigenes Nest, sie wird deshalb als Solitärbiene bezeichnet. Etwa sechs Wochen lang bringt sie regelmäßig Pollen in die Brutzellen, dann hat sie ihre Lebensaufgabe erfüllt und stirbt. Danach hat es den Anschein, als ob die Nester verwaist sind, aber die Larven im Erdreich sind dabei, sich zu entwickeln – ihr Lebenszyklus als ausgewachsene Biene beginnt im nächsten März.

Die Frühlings-Seidenbiene liebt Weidenblüten

Bevorzugte Nahrungsquellen der Frühlings-Seidenbiene sind Weidenblüten, aber sie fliegt auch die Blüten von Ahornen, Eichen und früh blühenden Obstbäumen an.

Keine Angst vor Nestern im Sandkasten

Meistens wird die Frühlings-Seidenbiene nur bemerkt, wenn sie Sandkästen zum Nestbau nutzt. Erzieher und Eltern reagieren dann besorgt und fürchten, dass die Kinder gestochen werden könnten. Aber die Sorge ist unbegründet: Die Tiere, die zu Beginn der Flugzeit auf dem Boden herumkriechen, haben gar keinen Stachel, und die Weibchen, die etwas später fliegen, setzen ihren sehr schwachen Stachel nur ein, wenn sie in größter Gefahr sind (etwa, wenn sie in einer Hand gequetscht werden). Stiche sind also extrem selten und allergische Reaktionen nicht bekannt.

Nester kennzeichnen

Um die Tiere zu schützen und Begegnungen zu vermeiden, sollte in der Zeit, in der die Weibchen Pollen in ihre Nester bringen, der Bereich, der am stärksten angeflogen wird, durch Pflöcke und gestreifte Bänder gekennzeichnet werden, Kinder sollten dort dann nicht spielen. Nach etwa sechs Wochen haben die Weibchen die Versorgung ihres Nachwuchses beendet und die Nester verschlossen – jetzt kann der ganze Sandkasten wieder genutzt werden.

Die Frühlings-Seidenbiene in Deutschland

In Deutschland hat die Frühlings-Seidenbiene die größten Vorkommen in den Flussniederungen in Baden-Württemberg. In den nördlichen Bundesländern ist sie etwas seltener, aber man kann ihr mit etwas Glück in jedem Bundesland begegnen.

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Internetseite des Arbeitskreises Wildbienenkataster

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