Einer meiner kleinen Lieblingsorte ist der Renee-Sintenis-Platz in Friedenau. Das liegt hauptsächlich an einem kleinen Pferd aus Bronze, das dort steht, umgeben von Büschen und einigen Bäumen. Erschaffen wurde das Fohlen von der Namenspatin des Platzes.
Die Bildhauerin (1888-1965) gehörte zur Berliner Secession, war mit Rilke und Ringelnatz befreundet und stellte sogar in Paris und New York aus, bevor ihr die Nationalsozialisten das Leben schwer machten. Später war sie Mitglied der Akademie der Künste. Übrigens ist auch der bronzene Berliner Bär, der Besucher der Hauptstadt auf dem Mittelstreifen der Autobahn nahe Dreilinden begrüßt, ein Werk von Renee Sintenis. Mir hat es mehr das kleine Pferd angetan, das Renee Sintenis 1929 schuf.
Renee-Sintenis-Platz und Das Rätsel des „U“
Wer den Renee-Sintenis-Platz auf dem Berliner Stadtplan sucht, der wundert sich vielleicht über die ulkige Anordnung der Straßen in seiner Umgebung. Stubenrauch- und Handjerystraße bilden nämlich ein ziemlich akkurates „U“, das oben von der Mainauer, der Senta- und der Evastraße geschlossen wird. Schiller- und Renee-Sintenis-Platz, Perelsplatz und der heutige Friedhof Stubenrauchstraße liegen an dem U an. Weiter nördlich gibt es noch so ein U, das von Fasanen- und Grainauer Straße gebildet wird. Schuld an dieser Gestaltung ist ein gewisser Johann Anton Wilhelm von Carstenn, ein Landentwickler, der ursprünglich eine Landhaussiedlung geplant hatte – das geometrische Straßensystem war aber das einzige, das verwirklicht wurde.
Ein Stadtviertel der Künstler
Die Gegend rund um den Renee-Sintenis-Platz scheint übrigens anregend auf Künstler zu wirken. Günter Grass und Uwe Johnson, Karl Schmitt-Rottluff und Erich Kästner lebten hier, Herta Müller auch, Rainer Langhans sowieso. Auf dem Friedhof Stubenrauchstraße ruhen Marlene Dietrich und Helmut Newton. Grund genug, sich das Gebiet mal bei einem Spaziergang genauer anzusehen.