„Igitt“ ist eines der Worte, das Menschen einfällt, wenn sie einen Ohrenkneifer sehen. Dass diese Insekten aufgrund ihrer Körperform offiziell Ohrwürmer heißen, macht sie nicht unbedingt beliebter. Dabei interessieren sie sich überhaupt nicht für Ohren und kneifen auch nicht. Dafür sind sie äußerst nützliche Tiere, über deren Gegenwart im Garten oder Blumentopf man sich freuen sollte.
Ohrenkneifer verstecken sich gern unter Blumentöpfen
Fotografieren lassen sich Ohrenkneifer allerdings überhaupt nicht gerne. Kaum hat man einen Blumentopf hochgehoben und einen darunter entdeckt, beginnt er loszuflitzen – irgendwohin, wo er sich verstecken kann.
Zangen am Hinterleib als Namensgeber
Das kleine Insekt ist einen bis zwei Zentimeter lang und dunkelbraun, die sechs Beine sind rötlich bis beinahe durchsichtig. Fliegen können viele Ohrenkneifer-Arten nicht, obwohl sie Ansätze von Flügeln haben. Am Hinterleib tragen sie Zangen, die beim Männchen stark gebogen und beim Weibchen gerade sind. Sie sind „schuld“ am Namensteil „Kneifer“. Genutzt werden sie aber als Jagdwerkzeuge, bei der Paarung und zur Verteidigung.
Nachtaktives Insekt
Unterwegs sind Ohrenkneifer hauptsächlich in der Dämmerung und nachts. Tagsüber verstecken sich die Wärmeanbeter vor allzu viel Sonne – zum Beispiel unter den inneren Blumentöpfen auf dem Balkon, manchmal aber auch in Gängen, die sie in den Boden graben.
Vorliebe für Blattläuse
Lieblingsspeisen der Ohrenkneifer sind Pflanzenabfälle und, vor allem, Blattläuse (dabei sind sie fast so effektiv wie die Larven von Marienkäfern und Florfliegen). Wenn sie weder die eine noch die andere Nahrung finden, fressen sie manchmal auch weiche Pflanzenteile an. Obst, das schon Schadstellen hat, mögen sie auch sehr gerne – sie selbst verursachen die Schadstellen allerdings nicht. Wer Schäden an Pflanzen (zum Beispiel Blättern) entdeckt, die durch Ohrenkneifer verursacht wurden, sollte die Insekten nicht bekämpfen, sondern lieber an Stellen umsiedeln, wo es viele Blattläuse gibt.
Anlocken kann man Ohrenkneifer mit umgedrehten Blumentöpfen, die man mit Holzwolle oder Heu füllt und in den Garten oder auf den Balkon stellt oder hängt. Darin sammeln sie sich dann und lassen sich bei Bedarf ganz einfach umsiedeln.
Woher Ohrenkneifer ihren Namen haben
Dass Ohrenkneifer nachts in menschliche Ohren krabbeln und das Trommelfell durchbeißen, gehört ins Reich der Grusellegenden. Aber eine Verbindung zum Ohr haben sie tatsächlich, was auch ihren Namen erklärt: Früher hat man die Tiere getötet, zerrieben und als Mittel gegen Taubheit und andere Ohrenkrankheiten genutzt. Heute hat man dafür glücklicherweise andere Möglichkeiten. Wer einen Ohrenkneifer im Garten sieht, der darf sich jedenfalls freuen – Blattläuse hat er dank des kleinen Nützlings deutlich weniger.