Es ist Zeit, mal eine Lanze für ein Tier zu brechen, das sehr im Verborgenen lebt. Gestatten: der Regenwurm. Er gehört, wenn wir schon mal dabei sind, zur Ordnung der Wenigborster. In Deutschland gibt es 39 unterschiedliche Arten, und auch in der Berliner Natur sind Regenwürmer häufig.
Der Regenwurm hat viele Fähigkeiten
Zu den Lieblingstieren gehört er eher nicht, auch wenn ihn Vögel und andere Tiere zum Fressen gern haben und mancher Angler sie als Köder missbraucht. Vielleicht liegt das an seiner Form, der Struktur seiner Oberfläche oder daran, wie er sich anfühlt, wenn man ihn anfasst. Aber wenn man weiß, wozu Regenwürmer fähig sind, dann wird man ihnen künftig mit mehr Respekt begegnen. Doch dazu später.
Lebendiger Strich in der Landschaft
Ein Regenwurm wird zwischen neun und 30 Zentimeter lang und kann bis zu acht Jahre alt werden, falls er nicht vorher gefressen wird. Streng genommen sind die Tiere lebendige Striche in der Landschaft, die weder sehen, noch hören oder Laute ausstoßen können. Laufen können sie auch nicht und UV-Strahlen sind sogar tödlich für sie. Ihre Talente liegen woanders: Regenwürmer fressen abgestorbene Pflanzen und Blätter von Bäumen, entziehen ihnen Nährstoffe und scheiden den Rest wieder aus. Der wird, mit Bodenbakterien angereichert, zu einem der besten Dünger der Welt.
Regen mag er gar nicht
Und Regenwürmer können noch mehr: Sie wühlen sich durchs Erdreich, lüften und lockern dadurch den Boden und sorgen so dafür, dass Regenwasser besser zu den Wurzeln der Pflanzen kommt und Nährstoffe umgeschichtet werden. „Reger Wurm“ wurden sie im 16. Jahrhundert aus diesem Grund genannt – und daraus wurde später der Name Regenwurm. Mit Regen hat das Tier also nichts zu tun, im Gegenteil: Die Vibration der Tropfen treibt den Wurm an die Erdoberfläche, wo nicht nur Vögel lauern, sondern auch die UV-Strahlung gefährlich hoch für ihn ist.
Begnadeter Gärtner
Wer Regenwürmer in seiner Gartenerde findet, der darf sich freuen, denn die Tiere sind die besten Gärtner, die man sich vorstellen kann. Und verdienen definitiv Besseres, als am Angelhaken zu enden. Ich habe gelesen, dass in einem Quadratmeter Boden etwa 100 Regenwürmer wohnen – in feuchter, lockerer Erde, die nicht zu warm und nicht zu sauer ist, leben die Würmer am liebsten.
Bitte vorsichtig mit dem Spaten hantieren
Dass aus einem in der Mitte durchgeteilten Regenwurm zwei neue werden, ist übrigens nicht wahr. Der Wurm kann überleben, wenn das vordere Ende, in dem die wichtigen Organe stecken, noch lang genug ist. Dann kann das hintere Ende nachwachsen. Meist überlebt das Tier aber nicht, man sollte also beim Umgraben des Bodens vorsichtig sein.
Wo beim Regenwurm vorne ist
Übrigens: Wer wissen möchte, wo beim Regenwurm vorne ist, der sollte einen genaueren Blick riskieren. Er hat nämlich eine Verdickung am Körper – und die liegt nahe am Kopf. Finden kann man Regenwürmer fast überall auf der Welt, nur im ewigen Eis und Wüstengebieten gibt es sie nicht.
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