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Ein Hauch Exotik: die Robinie

Im Frühling ist Berlin manchmal ganz weiß, und das hat nichts mit Schnee zu tun. Sondern mit der Robinie, deren weiße Blüten nicht nur wunderschön sind, sondern auch noch wunderbar duften. Ja, ich weiß, dass der Baum in Deutschland nicht heimisch ist und als invasiv gilt, aber das ändert nichts an meiner Vorliebe für ihn. Jetzt wurde er von der Dr. Silvius-Wodarz-Stiftung zum Baum des Jahres 2020 gekürt. 

Die Robinie ist anspruchslos und wunderschön

Ursprünglich kommt die Robinie (Robinia pseudoacacia) aus den Appalachen in Nordamerika, im 17. Jahrhundert kam sie als Einwanderin nach Europa. Die ersten Exemplare standen im Jardin des Plantes in Paris, wo sie mit ihren wunderschönen Blüten und dem intensiven Duft einen Hauch Exotik verbreiteten. Inzwischen fühlt sie sich auch in Deutschland sehr wohl. Das gilt vor allem für Parks – in Wäldern ist sie allerdings nicht häufig, ihr Anteil liegt bei nur 0,1 Prozent.

Umstrittene Bodenbefestigerin

Dass sie sich verbreitet, liegt daran, dass sie ziemlich anspruchslos ist. Sie wächst, wo man sie lässt, was sie auch zu einem geeigneten Baum für Wiederaufforstungsgebiete macht. Denn sie festigt auch den Boden und wirkt dadurch gegen Erosion. Dazu ist sie unempfindlich gegen Streusalz und Luftverschmutzung, was sie zum idealen Stadtbaum macht.

Andererseits gilt die Robinie auch als invasive Pflanze, die die Artenvielfalt gefährden kann. Besonders bedroht sind Magerrasengebiete, bei denen sie die Zusammensetzung der Arten verändern kann – Grund ist nicht nur das schnelle Wachstum, sondern auch ihre Fähigkeit, mit Hilfe von Bakterien Stickstoff zu binden und im Boden anzureichern. Dieser Düngungseffekt sorgt dafür, dass seltene Pflanzenarten verschwinden.

Warum die Stiftung die Robinie trotzdem gekürt hat? Sie betonte, dass sie mit der Benennung ihrer Bäume des Jahres immer auch auf Probleme und ökologische Vor- und Nachteile von Baumarten hinweisen will.

Wie sich der Baum vor Hitze schützt

Benannt wurde die Robinie übrigens nach dem Hofgärtner der französischen Könige Heinrich III, Heinrich IV und Ludwig XIII – der Mann hieß Jean Robin und kümmerte sich um die Bäume. Die haben übrigens eine besondere Fähigkeit: Wenn es sehr heiß wird, klappen sie ihre Blätter senkrecht ab, um sie zu schützen.

Achtung, Dornen!

„Falsche Akazie“ wird die Robinie auch genannt, aber mit Akazien ist sie nur eher fern verwandt. Eines aber hat sie auf alle Fälle mit ihnen gemeinsam: die langen Dornen, mit denen man schmerzhaften Kontakt bekommt, wenn man die Blütendolden abpflücken will, um sie in die Vase zu stellen.

Bienen lieben die Blüten

Die Blüten sind übrigens nicht nur bei Menschen beliebt. Sie locken mit ihrem reichlichen Angebot an Nektar auch unzählige Bienen an, die im Gegenzug die Bestäubung übernehmen. Die Insekten produzieren daraus einen flüssigen goldfarbenen Honig, der meist als Akazienhonig verkauft wird. Die Blüten sind auch ein Grund für die Wahl zum Baum des Jahres, so die Stiftung: Die Robinie sei ein idealer Stadtbaum und eine gute „Bienenweide“, was in Zeiten des Insektensterbens besonders wichtig ist.

Die Pflanze ist giftig

Nach der Bestäubung bildet die Robinie lange Schoten, die ein bisschen wie Bohnen aussehen. Im Spätsommer sind die Samen reif und werden durch den Wind verbreitet. Ich habe gelesen, dass sie manchmal auch nach 30 Jahren noch keimfähig sind! Aber Vorsicht: Die Früchte und auch die anderen Teile des Baumes sind ziemlich giftig – man sollte sie auf keinen Fall in den Mund stecken.

Die Robinie und ihre bizarre Rinde

Fast so auffällig wie die Blüten der Robinie ist ihre Rinde: Die hat tiefe Furchen und einen eigenwilligen Wuchs, der den Baum manchmal uralt aussehen lässt. Darunter verbirgt sich ein sehr hartes Holz, das für Möbel und Spielplatzgeräte verwendet wird. Hier zeigt sich ein weiterer Vorteil des Baums: Sein Holz ist eine gute Alternative zu Tropenholz.

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3 Antworten auf „Ein Hauch Exotik: die Robinie“

Hallo, Martin!
In Berlin wächst die Robinie oft an Straßenrändern, z.B. in Zehlendorf z.B. an der Beerenstraße. Sehen kann man sie aber auch etwa am Schloss Köpenick, im Park des Jagdschlosses Glienicke, in der Nähe des Badestrandes Kuhhorn am Uferweg in Grunewald und an der Karl-Marx-Allee in Friedrichshain.
In Brandenburg gibt es zum Beispiel an der Straße zwischen Klaistow und Werder einen Wald, in dem viele Robinien wachsen. Wenn sie blühen, kann man das Summen der Bienen von weitem hören!
Viele Grüße von Silke Böttcher

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