Haben Sie schon mal etwas vom Roten Ordensband gehört? Wenn Sie jetzt an etwas denken, das man um den Hals hängen kann, dann sind Sie auf der falschen Fährte. Denn hier geht es um einen Nachtfalter – den Schmetterling des Jahres 2015.
Rotes Ordensband mit leuchtend bunten Hinterflügeln
Auf den ersten Blick ist das Rote Ordensband mit seinen grau-weiß gemusterten Flügeln so unauffällig, dass man ihn auf einem Ast gar nicht wahrnehmen würde. Doch wenn er seine Flügel weit aufspannt, dann wird er bunt: Die Hinterflügel sind leuchtend rot-schwarz-weiß gebändert und alles andere als unauffällig. Die Natur hat sich dabei etwas gedacht: Das Rote Ordensband zeigt die Farbe hauptsächlich bei Gefahr und überrascht damit den Angreifer.
Lebensraum in Feuchtgebieten
Der Schmetterling, der mit seiner Flügelspannweite von ungefähr siebeneinhalb Zentimetern nicht klein ist, wohnt in Auwäldern, Uferbereichen, aber auch in Gärten und Parks. Er hat eine Vorliebe für Weiden und Pappeln und für leicht feuchte Gebiete. Häufig ist er nicht – und das ist auch der Grund, warum ihn die BUND NRW Naturschutzstiftung zum Schmetterling des Jahres 2015 gekürt hat. Er verschwinde, so erklärten die Wissenschaftler, in vielen Gegenden Deutschlands fast unbemerkt und steht kurz davor, auf der Roten Liste der gefährdeten Arten zu landen.
Das Verschwinden de Auwälder hat Folgen
Auwälder sind selten geworden, und mit ihnen verschwinden auch die Pflanzen und Tiere, die auf diesen Lebensraum angewiesen sind. Wie so oft ist der Mensch Schuld, denn das Holz der Schwarzpappeln und Weiden, die in den Auwäldern wachsen, lässt sich schlecht verkaufen – und so werden diese Baumarten oft durch Eschen, Eichen und Erlen ersetzt. Das Rote Ordensband aber braucht ausgerechnet Pappel und Weide, denn die Raupen des Schmetterlings ernähren sich von deren Blättern.
Unterwegs ist der Schmetterling von Mitte Juli bis Anfang Oktober – und zwar nachts. Nur gelegentlich ist er an warmen Tagen auch zur Dämmerungszeit schon aktiv.
Vorliebe für überreifes Obst
Für Wissenschaftler war es nicht leicht, etwas über das Rote Ordensband zu erfahren. Denn es lässt sich anders als andere Nachtschmetterlinge nicht (oder nur selten) mit künstlichem Licht anlocken. Deshalb griffen sie zu einem Trick. Bekannt war ihnen nämlich, dass die ausgewachsenen Schmetterlinge überreifes und fauliges Obst und Baumsaft mögen. Und so bereiteten sie aus Obst, Honig, Bier und Rotwein eine Mischung zu, die sie auf Bäume strichen. Diesen Ködern konnten die Falter nicht widerstehen – und die Wissenschaftler konnten sie vorsichtig beobachten.
Die Schmetterlinge schlüpfen im Juli
Die Raupen des Roten Ordensbandes, die knorrigen Zweigen zum Verwechseln ähnlich sehen, schlüpfen im Mai und bleiben bis Juni in diesem Stadium. Dann spinnen sie aus Blättern eine Art Kokon und verpuppen sich darin. Im Juli schlüpfen die fertigen Schmetterlinge. Die nächste Generation übersteht den Winter im Ei, das das Weibchen in die Rinde der Futterbäume ablegt.
Woher das Rote Ordensband den Namen hat
Den Namen Ordensband verdankt der Falter den bunten Hinterflügeln, die je nach Art blau-schwarz-weiß (Blaues Ordensband), orangegelb-schwarz (Gelbes Ordensband) oder rot-schwarz-weiß (Rotes Ordensband) sind. Es gibt noch andere Schmetterlinge, die große Ähnlichkeit mit dem Roten Ordensband haben, etwa das Kleine und das Große Eichenkarmin, das Weiden- und das Pappelkarmin. Unterscheiden kann man sie am ehesten an ihrem Lebensraum, den die Arten schon im Namen tragen, teilweise auch an der Größe.
Übrigens gehörte auch schon der Schmetterling des Jahres 2014 zu den Nachtfaltern: der Wolfsmilchschwärmer
Weitere Geschichten über Schmetterlinge