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Die Legende des Slawenfürsten von Schildhorn

Es gibt Orte in Berlin, die scheint wirklich niemand zu kennen. Die auf dem Foto gezeigte Skulptur auf der Halbinsel Schildhorn zum Beispiel gehört zu den verborgenen Orten in der Stadt. Und wie es sich für einen solchen Ort gehört, ranken sich Legenden um ihn. Geschichten über Verrat, Bestechung, Gewalt und Reue. Verbunden ist das alles mit üppiger Natur. Und damit erklärt sich auch, warum die Skulptur einen Platz in diesem Blog bekommt.

Rettung auf Schildhorn

Aber zuerst gibt es ein bisschen Geschichte. Denn die ist wirklich spannend. Man schrieb das Jahr 1157, als sich der Slawenfürst Jaczko von Copnic, auch Jaxa von Köpenick genannt, in die Fluten der Havel stürzte, um dem Markgrafen Albrecht der Bär zu entkommen. Der Slawe Jaczko und der Askanier Albrecht waren erbitterte Feinde, die um die Herrschaft Brandenburgs kämpften. Jaczko hatte mit den schon erwähnten Methoden die Burg Brandenburg besetzt, Albrecht gelang es, sie am 11. Juni 1157 zurückzuerobern –  das Datum gilt als Geburtsstunde der Mark Brandenburg. Jaczko fürchtete nach dem Sieg Albrechts um sein Leben und floh. Und hier beginnt die Geschichte um die Skulptur.

Jaczkos Flucht

Denn Jaczko wäre beinahe in den Fluten ertrunken. Er soll, so die Legende, den Slawengott Triglaw um Hilfe angefleht haben – doch nichts geschah. Deshalb tat der Slawenfürst etwas Unerhörtes: Er bat den ihm bisher so verhassten Gott der Christen um Hilfe. Und wurde gerettet. Am Ufer bei Schildhorn kletterte er aus dem Wasser, hängte Schild und Schwert an einen Baum und beschloss, sich taufen zu lassen.

Der Schild hängt noch

Und jetzt schauen Sie sich mal die Skulptur an: Der Schild hängt gut sichtbar auf halber Höhe, ganz oben sieht man ein Scheibenkreuz. Der Baum ist allerdings aus Stein, denn die Skulptur steht erst seit 1845 an dieser Stelle, sie ist ein Werk von Friedrich August Stüler, der den Berlinern als Bauherr des Neuen Museums oder der Kirche St. Peter und Paul auf Nikolskoe und vieler anderer Gebäude bekannt ist.

Ausflug auf die Halbinsel

Nicht nur wegen des archaischen Denkmals ist Schildhorn ein reizvolles Ausflugsziel – ganz gleichgültig, ob die Geschichte um Jaczko nun ein Körnchen Wahrheit enthält oder nicht. Die etwa 400 Meter lange und 110 Meter breite Landzunge, die wie ein Dorn in die Havel ragt, gehört zum Landschaftsschutzgebiet Grunewald, das in diesem Blog noch mehrmals Thema sein wird. Wer auf der Halbinsel herumwandert und auf steilen Treppen zum Denkmal hochklettert, der staunt über die Vegetation.

Wilde Natur und ein Strand

Schildhorn ist üppig mit Bäumen und Büschen bewachsen, ein Stück wildes Berlin also. An der Spitze gibt es einen Strand. Am Rand der Halbinsel wurde ein Spielplatz angelegt, dessen hölzerne Geräte einen Bezug zu Jaczko haben.

Schildhorn und das alte Wirtshaus

Früher war Schildhorn ein beliebtes Ausflugsziel der Berliner, die mit der Wannseebahn ankamen. Nach einem Spaziergang durch den Wald zog es sie an einen weiteren berühmten Ort: das 1869-1894 erbaute Wirtshaus Schildhorn, das als eines der ältesten in Berlin gilt – hier konnte man noch in den 1950er Jahren seine eigene Verpflegung verzehren. Heute gönnt man sich hier Havelzander, Schildhornplatte oder Heiße Liebe (einen gefüllten Eierkuchen mit Kirschen, Vanilleeis und Obstrand). Im Sommer sitzen die Gäste im großen Garten des Lokals und gucken auf die Havel, in der Jaczko seinen Verfolgern entkam.

Anfahrt: Havelchaussee bis zur Straße am Schildhorn. Mit dem Bus 218 kommt man z.B. ab Messedamm/ZOB bzw. S-Bahnhof Grunewald nach Schildhorn. Wirtshaus: www.wirtshaus-schildhorn-berlin.de

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