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Gefahrenzone Fensterscheibe: Sperber verletzt

Dass Fensterscheiben eine große Gefahr für fliegende Vögel sind, war ja schon einige Male Thema dieses Blogs. Jetzt wurde das Fenster eines Wohnhauses in Köpenick einem Sperber-Weibchen zum Verhängnis. Das Tier übersah das durchsichtige Hindernis, prallte gegen das Glas und stürzte ab.

Der Sperber hatte Glück

Glück im Unglück: Die Wohnungsbesitzerin reagierte schnell und trug den verletzten Sperber in die Wohnung, um ihn vor dem Auskühlen zu bewahren und vor Hunden oder Katzen zu schützen, für die ein flugunfähiger Greifvogel eine leichte Beute gewesen wäre. Nachdem er in Sicherheit war, informierte die Frau die Nabu-Wildvogelstation.

Bald wird er wieder in die Freiheit entlassen

Gestern wurde die Sperberdame in die Tierklinik in Düppel gebracht, weil die Wildvogelexperten ein Schädel-Hirn-Trauma vermuteten. Bei der Untersuchung wurde außerdem ein angerissener Sehnerv festgestellt. Zum Glück sind die Verletzungen nicht lebensgefährlich, und mit Hilfe der Wildvogelexperten kann sich das Tier schnell wieder erholen. Sobald alles verheilt ist, soll die Vogeldame wieder in die Freiheit entlassen werden. Das könnte, so der Nabu, schon am kommenden Wochenende sein – vorausgesetzt, das Wetter spielt mit.

Gefährliche Glasfenster

Für die Naturschützer ist der Unfall ein Anlass, einmal wieder auf die Gefahren großer Fensterflächen für Wildvögel hinzuweisen. Tatsächlich sind Kollisionen mit Scheiben besonders in Großstädten eine der häufigsten Ursachen für Verletzungen. Hinzu kommt, dass die abgestürzten Vögel oft zumindest zeitweise flugunfähig sind und deshalb schnell entkräften – oft überleben sie den Unfall nicht. Beim Sperber ist der Scheibenflug inzwischen die Haupt-Todesursache in Berlin!

Bis zu eine Milliarde tote Vögel in Amerika

Die Zahlen der Todesopfer sind in Deutschland nicht bekannt, aber in Amerika wurde mal eine Hochrechnung gemacht, mit erschreckendem Ergebnis: Bis zu eine Milliarde Vögel pro Jahr sterben an einer Glasscheibe. Mit Windkraftanlagen, Hochspannungsleitungen, Zäunen und Masten kommen sie zurecht, aber die für sie nicht sichtbaren Scheiben sind die größte Gefahr. Zumal sie oft sogar noch Bäume oder Büsche spiegeln – und die sind bekanntlich Lieblingsziele für Vögel. Äußerst gefährlich sind auch gläserne Schallschutzwände neben Autobahnen. Eine 250 Meter lange Strecke im Tessin wurde so innerhalb von vier Jahren zur Todesfalle für 700 Wildvögel.

Was Hausbesitzer tun können

Aufgeklebte Vogelsilhouetten helfen allerdings kaum, auch sie werden übersehen. Wenn überhaupt, sollten sie von außen an die Fenster geklebt werden, wo sie weniger verspiegelt sind. Tipp der Experten: die Aufkleber mit wasserunlöslichem Sonnenschutzmittel besprühen – dadurch sind die Aufkleber besser zu sehen.

Vorhänge schützen

André Hallau, der Leiter der Nabu-Wildvogelstation, bittet Kleingärtner und Gartenbesitzer, in den Wintermonaten Jalousien oder Vorhänge vor den Fenstern ihrer Häuser zu lassen. Außerdem sollte man darauf achten, dass es keine Bereiche gibt, an denen man durch das Haus hindurchsehen kann (von Fenster zu Fenster). Fenstergemälde und Dekorationen helfen auch: Und: Scheiben nicht zu oft putzen!

Pflege der Sperber-Dame kostet 300 Euro – Paten gesucht
Wer die Nabu-Wildvogelstation unterstützen möchte, kann eine Pflegepatenschaft für die Sperberdame übernehmen – Pflege und Wiederauswilderung eines Wildvogels kosten nämlich mindestens 300 Euro. 

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