Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, wie die Menschen in der Steinzeit ihre Hände und Kleidung gewaschen haben? Abgesehen von Wasser, meine ich. In Europa könnte das Gewöhnliche Seifenkraut eine Rolle gespielt haben. Es heißt nicht ohne Grund so. Wenn man Stücke der Seifenkraut-Wurzel mit Wasser in Verbindung bringt, dann entsteht eine seifenartige Flüssigkeit, mit der man wirklich Wäsche sauber bekommt.
Seifenkraut: Waschkraft aus der Wurzel
Das wusste man schon in der Steinzeit und pflanzte das Seifenkraut (Saponaria officinalis) deshalb an. Natürlich funktioniert es auch heute noch, ist noch dazu sehr umweltfreundlich und sogar für empfindliche Stoffe geeignet. Einfach zehn bis 20 Gramm Seifenkrautwurzel in ein Baumwollbeutelchen füllen und in drei Litern Wasser eine Viertelstunde lang kochen. Wenn die Flüssigkeit abgekühlt ist, kommt das Beutelchen raus und die Kleidung hinein. Weil manche Menschen empfindlich auf die Brühe reagieren, sollte man Handschuhe tragen. Die Wäsche wird ein Weilchen eingeweicht und dann mit Wasser ausgespült. Das Resultat: sauber und duftend.
Saponine lassen Schaum entstehen
Was das Seifenkraut zum guten Reinigungsmittel macht, sind die Saponine, die in ihm stecken. Das sind Pflanzeninhaltsstoffe, die eigentlich dazu da sind, Pflanzen vor Pilzbefall zu schützen (der Name kommt vom lateinischen Wort sapo = Seife). Wenn man Saponine in Wasser löst, entsteht durch Schüttelbewegungen Schaum.
Haarwaschmittel und Heilkraut
Interessant ist, dass das Seifenkraut auch Heilkräfte hat (es wird zum Beispiel gegen Erkältung und leichte Hautbeschwerden eingesetzt, die Saponine wirken auch astringierend, schleimabsondernd, pilzhemmend und blutreinigend) und man es außerdem auch als mildes Shampoo verwenden kann.
Schönheit mit großen zartrosafarbenen Blüten
Das Seifenkraut, das zu den Nelkengewächsen gehört, kann man relativ häufig in der Natur in Berlin und Brandenburg sehen. Auf Brachflächen zum Beispiel, in Gebüschen und an sandigen Uferstellen. Es ist eine überkniehohe Pflanze mit länglichen Blättern, zwei Zentimeter langen Kelchblättern und den Blüten, die aus fünf weißen oder zartrosafarbenen Kronblättern bestehen und sehr angenehm duften. Blütezeit ist von Juni bis in den Oktober hinein. Weil der Duft abends besonders intensiv ist, sind es hauptsächlich Nachtfalter (und ein paar späte Bienen), die das Seifenkraut bestäuben.
Seifenkraut im Garten anbauen
Nach einigen Wochen reifen die Samen heran – sie stecken in langen Kapselfrüchten, die austrocknen und dann aufplatzen. Verbreitet werden sie mit dem Wind, aber auch am Fell von Tieren.
Wer sich in die Pflanze verliebt: Einfach ein paar Samen aus den Fruchtkapseln drücken und im nächsten Frühjahr in die Erde stecken. Mit etwas Glück kann man sich dann sein eigenes Waschmittel im Blumentopf heranziehen…
Ähnliche Artikel:
Spitzwegerich – Schönheit mit Superkräften
Die Brennessel: Hommage an ein verkanntes Multitalent
Wiesensalbei – Farbklecks auf Berliner Verkehrsinseln
3 Antworten auf „Seifenkraut – Waschmittel aus der Natur“
Guten Morgen,
wir waschen seit zwei Monaten mit dem Seifenkraut. MAn musste ja auch die Pflanze erstmal in den Genuss kommen lassen größer zu werden. Unsere Staude ist jetzt ein Jahr alt.
Die Wäsche ist sauber, für den Duft kann mann öle verwenden denn aus dem Sud des Seifenkrautes, auch wenn man Blüten mitkocht entsteht nicht wirklich Duft.
LG vom Archehof Alte Molkerei
Danke für den Tipp! Das mit den Ölen für den Duft ist eine gute Idee!
Herzliche Grüße von Silke
Danke für den Tipp! Ich bin ein Riesenfan von Seifenkraut! Vielleicht möchtet ihr euch unserem #Seifenkrautfanclub anschließen!
Ganz liebe Grüße,
eure Ulrike