So wirklich exotisch kommt einem die Berliner Natur ja nicht vor, aber das täuscht. Es gibt erstaunliche Pflanzen in der großen Stadt. Orchideen gehören dazu, aber es gibt noch ganz andere, mindestens genauso eindrucksvolle Gewächse. Eines davon gehört zu den fleischfressenden Pflanzen – der Sonnentau.
Sonnentau-Tentakeln fangen Mücken
Er ist eine sehr, sehr seltene Schönheit, die in Mooren und Feuchtgebieten wächst und auch in Berlin vorkommt. Ein Winzling, den man mit fast hundertprozentiger Sicherheit übersieht, obwohl er eigentlich ja ziemlich spektakulär aussieht.
Drei Arten gibt es in Europa
Weltweit gibt es ungefähr 200 Arten, in Europa nur drei – den Rundblättrigen, den Langblättrigen und den Mittleren Sonnentau. Das Foto zeigt die rundblättrige Variante. Sie wird zwischen fünf und 20 Zentimeter hoch und schmückt sich an den Blättern mit unzähligen roten Fangarmen. Die haben an der Spitze eine Art duftenden Klebepunkt, mit dem die Pflanze kleine Insekten wie Mücken oder Fliegen festhält, die so leichtsinnig sind, auf dem Blatt zu landen, weil sie die Tröpfchen für Wasser halten.
Insekten werden innerhalb von zwölf Stunden verdaut
Auf dem Foto kann man die Fangarme gut sehen. Die bewegen sich nach einer Weile zur Mitte des Blattes hin. Irgendwann schließt sich das Blatt und dann beginnen die Verdauungsdrüsen des Sonnentaus mit ihrer Arbeit, die ungefähr zwölf Stunden dauert. Nach einigen Tagen öffnet sich das Blatt wieder und ist bereit für die nächste Fliege. Oder Mücke.
Exotische Schönheit mit weißen Blüten
Die Blütezeit des Sonnentaus ist von Juni bis August – kleine weiße Sterne, aus denen später viele Samenkörner entstehen, die vom Winde verweht werden. Aber wozu braucht die Pflanze eigentlich die tierische Nahrung? Das hat mit dem Boden zu tun, auf dem sie wächst. Den Feuchtgebieten fehlt es an Nährstoffen, und die holen sich die Pflanzen dort durch Insekten. Was den Sonnentau zu einem echten Überlebenskünstler macht.
Der Sonnentau leidet unter Entwässerung von Mooren
So raffiniert die Pflanze ist: Gegen das Verschwinden ihres Lebensraums ist sie machtlos. Entwässerung und Torfabbau sind die größten Feinde der Moore und Feuchtgebiete, die zu den sensibelsten Biotopen überhaupt gehören. Schon geringe Wasserschwankungen können große Schäden anrichten. Nicht nur beim Sonnentau.
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