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Spätblühende Traubenkirsche: Eindringling in der Natur

Die Spätblühende Traubenkirsche ist ein eindringlicher Beweis dafür, dass eingebürgerte Pflanzen auch Schaden anrichten können. Der Baum, der meist eher ein Strauch ist, fühlt sich in vielen Parks und Wäldern so wohl, dass er sich rasant vermehrt. Er behindert die Verjüngung einheimischer Waldbaumarten.

Spätblühende Traubenkirsche kam aus Nordamerika

Der Neophyt (so werden Pflanzen genannt, die sich an Orten ansiedeln, an denen sie nicht heimisch sind – ähnlich wie das Indische Springkraut, die Kanadische Goldrute, der Japanische Staudenknöterich und die Robinie) wurde im 17. Jahrhundert aus Nordamerika nach Europa gebracht. Grund ist der dichte Wuchs. Weil die Traubenkirsche auch noch sehr hübsche Blüten und Früchte trägt, wurde sie rasch zu einer beliebten Zierpflanze. Hinzu kam, dass der Baum auch noch gutes Holz liefert.

Eine Pflanze, die einheimische Gewächse verdrängt

Was man nicht bedacht hatte, ist, dass die eingewanderte Art die Eigenschaft hat, zu wuchern. Sie neigt zu Stockausschlag, das heißt, sie bildet auch nach dem Absägen aus dem Stumpf neue Triebe (sehr typisch dafür sind Weiden). Deshalb ist es schwer oder zumindest sehr aufwändig, diesen Baum wieder loszuwerden. Besonders in Laubwäldern und in halboffenen Gebieten verdrängt er Kraut- und Strauchpflanzen.

Gefahr für sensible Biotope

Für empfindliche Biotope wie Trockenrasen, Heiden, Dünenlandschaften und Moore ist die Pflanze eine Bedrohung, weil sie die bestehende Vegetation verdrängt, die Flächen überwuchert und zudem die Lichtverhältnisse verändert.

Anspruchsloser Baum

Am häufigsten sieht man die Spätblühende Traubenkirsche in lichten Wäldern und an Ufern, sie ist aber auch eine erfolgreiche Pionierpflanze, die mit feuchtem Sand gut zurecht kommt. Sie ist anspruchslos, verträgt Sonne wie Schatten und kommt sowohl mit Stadtklima als auch mit Frost gut zurecht. Vielleicht wurde sie auch deshalb in den 1950er Jahren bewusst gepflanzt.

Blüte im Mai und Juni

Erkennen kann man die Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina) ziemlich einfach. Die Pflanze, die zu den Rosengewächsen gehört (sie ist mit Mandelbaum, Pflaume, Schlehdorn, Vogelkirsche und Sauerkirsche verwandt), wird in Mitteleuropa meist acht bis maximal 20 Meter hoch, bleibt aber oft ein Strauch. Die Rinde ist dunkelgrau und ziemlich glatt. Der Baum hat kurze Äste und längliche, glänzende, etwas harte Blätter. Die Blüten, die im Mai und Juni erscheinen, wachsen in Trauben, die Einzelblüten sind schneeweiß.

Nicht verwechseln mit der einheimischen Art

Es gibt auch eine einheimische Traubenkirsche – die Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus), sie sieht ähnlich aus, blüht aber schon ab April. Unterscheiden kann man sie z.B. an den Blättern, die bei der einheimischen Pflanze heller und weich sind. Außerdem trägt sie, anders als die Spätblühende, zwei Drüsen an den Blattstielen.

Sehr dunkle Früchte  mit bitterem Nachgeschmack

Im Spätsommer bilden sich bei der Spätblühenden Traubenkirsche die sehr dunklen Früchte, die meist kleiner sind als heimische Kirschen. Man kann sie essen, aber nach dem ersten süßen Geschmackseindruck werden sie oft etwas bitter. Zu Mus oder Likör verarbeitet, sind sie ein Genuss.

Giftige Kerne

Die Kerne sind giftig und dürfen nicht mitgegessen werden. Dasselbe gilt auch für die Rinde, die Blausäure enthält. Auch für Tiere ist der Genuss von Rinde bzw. Kernen gefährlich. Um seine Vermehrung zu sichern, sind die Kerne mehrere Jahre lang keimfähig, und ein einzelner Baum produziert sehr viele davon.

Spätblühende Traubenkirsche: Entfernen ist teuer

Es ist nicht nur aufwändig, sondern auch sehr teuer, Wälder von der Späten Traubenkirsche zu befreien. Ich habe gelesen, dass dafür in einem 750 Hektar großen Berliner Forstrevier innerhalb von 20 Jahren zehn Millionen Euro ausgegeben werden mussten!

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