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Dunkle Nächte im Sternenpark Westhavelland

Der Naturpark Westhavelland trägt seit Februar 2014 einen ganz besonderen Titel: Er ist Deutschlands erster Sternenpark. In dem Gebiet nämlich ist der Nachthimmel besonders dunkel. Grund genug für ein paar Blicke zur Milchstraße.

Sternenpark Westhavelland und die Dunkelheit

Auch wenn es uns nur selten auffällt: In und um Berlin herum ist es auch nachts nicht wirklich dunkel. Dafür sorgen die unzähligen Lichter der großen Stadt, die an einigen Stellen die Nacht tatsächlich zum Tage machen. Im Westhavelland aber, einer dünn besiedelten Landschaft 70 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, wird es nachts so dunkel wie in nur wenigen Gebieten Deutschlands.

Death Valley, eine der dunkelsten Regionen der Welt

Die Dark Sky Association, kurz „ida“, eine internationale Organisation, die sich dem Kampf gegen die Lichtverschmutzung (also die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliches Licht) widmet, hat einige Punkte auf der Welt mit außergewöhnlicher Nachtlandschaft zu „Dark Sky Parks“ ernannt. Darunter den Death Valley National Park in Kalifornien, den Eifel-Nationalpark, den Galloway Forest Park in Schottland und die Zselic National Landscape Protection Area in Ungarn.

Außerdem gibt es Dark Sky Communities, z.B. die Isle of Sark in Großbritannien, Flagstaff in Arizona und die Isle of Coll in Schottland.

Landschaften mit Beleuchtungsplan

Der Naturpark Westhavelland gehört in die Kategorie Dark Sky Reserves – Landschaften mit sehr gutem nächtlichem Himmel, die durch eine Pufferzone geschützt werden und für die es einen sogenannten Beleuchtungsplan gibt (damit der dunkle Nachthimmel auch erhalten wird). Weitere Dark Sky Reserves sind der Expoor National Park in England, das NamibRand Nature Reserve in Namibia, der Pic du Midi in Frankreich und das Unesco-Biosphärenreservat Rhön.

Die Gefahren durch Lichtverschmutzung

Lichtverschmutzung klingt eher harmlos, aber sie hat schlimme Auswirkungen auf die Natur. Zugvögel werden ebenso beeinträchtigt wie nachtaktive Tiere. Vögel können sich schlechter orientieren oder gegen erleuchtete Fenster fliegen, Insekten werden zur sehr leichten Beute von Räubern.

Laubbäume und Straßenlaternen

Auch auf Pflanzen wirkt sich Lichtverschmutzung aus: Es wurde beobachtet, dass Laubbäume, die direkt neben Straßenlaternen stehen, im Herbst ihre Blätter später verlieren und dadurch möglicherweise Frostschäden erleiden können. Selbst für Menschen kann sie schädlich sein, denn ihr Tag-Nacht-Zyklus wird gestört und selbst schwere Erkrankungen sind nicht auszuschließen (daran wird aber noch geforscht).

Totale Dunkelheit im Westhavelland

Im Naturpark Westhavelland kann man die totale Dunkelheit und den Sternenhimmel samt Milchstraße (Foto) noch erleben. Das mit 1315 Quadratkilometern Fläche größte Naturschutzgebiet in Brandenburg (zu dem auch größte zusammenhängende Feuchtgebiet des europäischen Binnenlandes gehört – hier lebt zum Beispiel die extrem seltene Europäische Sumpfschildkröte) ist ein Ziel für Sternengucker, die die Milchstraße, aber auch den sogenannten Airglow beobachten können, das Leuchten der höheren Atmosphäreschichten, das man aufgrund der vielen Lichtquellen anderswo meist nicht sehen kann.

Kernzone, Puffer- und Außenzone

Der Sternenpark besteht aus einer sogenannten Kernzone, die zwischen Rathenow, Rhinow, Schollene und Friesack liegt, einer Pufferzone, die Orte Neustadt/Dosse und Nennhausen einschließt, und zwei Außenzonen mit den Orten Wusterhausen, Friesack, Milower Land, Premnitz und Beetzsee.

Beobachtungspunkte im Sternenpark Westhavelland

Wer den Sternenhimmel beobachten will, hat mehrere Möglichkeiten, die beste Sicht genießt man im Frühjahr und Herbst. Gute Beobachtungspunkte sind zum Beispiel die Verbindungsstraße zwischen Witzke und Görne (sehr schmale Straße, mehr ein Plattenweg mit sehr wenig Verkehr), die Verbindungsstraße zwischen Hohennauen und Spaatz, die Straße zwischen Parey und Gülpe, das Nordufer des Gülper Sees (2,5 Kilometer hinter dem Ort Kietz von der Landstraße Rhinow-Strodehne auf eine Stichstraße zum Pumpwerk abbiegen) und an der Schwarzen Pumpe südlich von Joachimshof. 

Tipps: Anderthalb Stunden nach Sonnenuntergang kommen, in einer mondlosen Nacht. Die Augen brauchen etwa zehn Minuten, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt haben.

Erst Kraniche, dann Sterne

Am 9. Oktober kann man den Kranich-Einflug am Gülper See mit einer Sternenführung verbinden. Treffpunkt ist um 18 Uhr in Havelaue OT Prietzen an der Kirche. Anmeldung: Marion Werner, Tel. 033875/90192, marion.werner@freenet.de. Beitrag: 8-15 Euro/Person.

Sternenpark Westhavelland: Führungen

Die Sternenführung (Anmeldung unter gleicher Adresse) beginnt danach, Treffpunkt ist am Haus „Raum der Vielfalt“ in Havelaue OT Strodehne, Kleindorf 3. Auch am 10. Oktober gibt es eine Sternführung (Treff: Bushaltestelle in Gülpe, 19.30 Uhr – nur bei klarem Himmel. Preis: 7 Euro. Bitte Taschenlampe und Fernglas mitbringen, wasserfeste Schuhe empfohlen. Anmeldung: Martin Miethke, Tel. 033875/900056, mm@untere-havel.info).

Weitere Tipps zum Sternenpark Westhavelland: www.sternenpark-westhavelland.eu

Film „Losing the dark sky“ – er zeigt die Probleme auf und gibt auch Tipps, was man selbst gegen die Lichtverschmutzung tun kann

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