Manche Wunder sind so winzig, dass man sie gar nicht bemerkt. Das macht die Makrofotografie so spannend – denn sie zeigt eine Welt, die für das bloße Auge zu klein sind. Die Trompetenflechte auf dem Bild zum Beispiel ist sehr häufig und kommt in vielen Wäldern vor. Aber sie lebt im Verborgenen. Grund genug, sie mal ein bisschen ins Licht zu heben.
Die Trompetenflechte hat eine ungewöhnliche Form
Flechten waren ja schon Thema dieses Blogs. Diese geheimnisvollen Geschöpfe, die keine Pflanzen sind, aber auch keine Pilze, sondern eine Lebensgemeinschaft zwischen einem Pilz und einer Alge. Es gibt unglaublich viele verschiedene Flechten. Einige sehen aus wie Kaugummiflecken auf Stein, andere wie Schorf und es gibt auch noch welche, die an Bärte erinnern. Bei der Trompetenflechte ist auf den ersten Blick klar, woher sie ihren Namen hat – sie sieht aus wie die Öffnung einer Trompete. Die Biologen nennen sie Cladonia fimbriata.
Raue Oberfläche
Wer die grüngraue Flechte genauer ansieht, stellt fest, dass ihre Oberfläche rau ist und ein bisschen wie bemehlt aussieht. Ihre trichterförmigen „Stämme“ werden ungefähr anderthalb bis zwei Zentimeter lang. Blätter hat sie auch, aber die sind so klein, dass man sie kaum sehen kann.
Vorliebe für sandigen Boden
Die Trompetenflechte wächst auf sandigem Boden, aber auch auf morschem Holz und Baumstümpfen – dort, wo sie genug Licht abbekommt. Ich habe sie auch schon zwischen Moospolstern gesehen. Wer die Flechte in seinem Garten entdeckt, sollte sie stehen lassen, denn sie schadet dem Untergrund nicht, den braucht sie nur als Unterlage, ihre Wurzeln entziehen ihm kein Wasser. Flechten nämlich können Wasser nur über ihre Oberfläche aufnehmen, und die ist aus diesem Grund sehr porös und aufnahmefähig wie ein Schwamm. Bei Trockenheit können sie erstaunlich lang überleben, sie trocknen dann beinahe vollkommen aus.
Die Trompetenflechte lebt von Wasser und Luft
Was die Trompetenflechte zum Leben braucht, entzieht sie aus dem Regenwasser und aus der Luft. Ihre Vermehrung geschieht durch Sporen, die mit dem Wind verweht werden. Das Gewächs selbst ist Nahrung für Schnecken und Insekten. In Nordskandinavien haben auch Rentiere (mangels Alternative) eine Vorliebe für Flechten – eine Art trägt deshalb sogar den Namen Rentierflechte.