Zwölf Jahre lang war das Victoriahaus im Botanischen Garten Berlin geschlossen – es musste saniert werden. Seit kurzem ist es wieder offen, und wer es betritt, findet sich in einer tropischen Wasserlandschaft wieder. Die größte Attraktion dort ist die Namensgeberin des über 100 Jahre alten Gewächshauses: Victoria, die Riesenseerose. Bis 25. August kann man sie im Rahmen der Victorianächte samstags bis 24 Uhr bewundern.
XXL-Seerose im Victoriahaus
Mit den einheimischen Seerosen ist Victoria zwar verwandt, aber es gibt sehr große Unterschiede: Ihre kreisrunden Blätter können einen Durchmesser von bis zu zwei Metern haben und die blauen Blüten, die bis zu einen halben Meter aus dem Wasser ragen, können einen Durchmesser von 30 Zentimetern erreichen. Die Bezeichnung Riesenseerose (Nymphea gigantea) ist also nicht übertrieben!
Benannt nach Königin Victoria
Wer sie sieht, kann sich gut vorstellen, wie die Menschen reagierten, als sie Mitte des vorigen Jahrhunderts Abbildungen der blauen Blüte sahen. Jeder wollte sie haben, wohlhabende Menschen boten große Summen für die Pflanze, die ihren Namen der englischen Königin Victoria verdankt. Für einen mitteleuropäischen Teich allerdings ist sie zu groß, und das Wasser ist vermutlich auch nicht warm genug.
Blätter können ein Menschenkind tragen
Im Victoriahaus aber hat sie beste Bedingungen. Mit ihrem dicken Wurzelstock und den seilartigen Wurzeln kann sie sich im schlammigen Boden verankern. Die biegsamen Stiele finden ihren Weg an die Wasseroberfläche, wo sich die Schwimmblätter bilden, die einen hochstehenden „Rand“ haben und an der Unterseite gerippt sind und Stacheln tragen. Mit den Blättern hat die Natur ein Meisterwerk erschaffen, denn die Blätter sind so stabil, dass Babys und Kleinkinder auf ihnen sitzen können, ohne unterzugehen.
Blütezeit bis in den Herbst hinein
Im Botanischen Garten gibt es mehrere Riesenseerosenarten. Neben der aus Australien stammenden blaublütigen „gigantea“ wachsen hier auch noch die Victoria amazonica vom Amazonas und die Victoria cruziana aus dem Panama-Flussgebiet. Jedes Jahr werden sie aus Samen herangezogen und brauchen dann fünf Monate bis zur ausgewachsenen Pflanze. Blühen kann sie bis in den Herbst hinein.
Die Titanenwurz blüht!
Heute und morgen gibt es aber noch einen anderen Grund, das Victoriahaus zu besuchen: Dort blüht nämlich gerade die Titanenwurz (Amorphophallus titanum), die nach nur drei Tagen schon wieder verwelkt. In der Zwischenzeit verbreitet sie einen kräftigen Aasgeruch. Mit ihm lockt sie (in der Natur) Aaskäfer an, die in den Blütenkessel kriechen, um dort ihre Eier zu legen. Auf dem Rückweg nehmen sie die Pollen der Pflanze mit.
Eine der größten Blumen der Welt
Die Titanenwurz gehört zu den Aronstab-Gewächsen und ist eine der größten Blumen der Welt (im Botanischen Garten von Bogota entstand 2016 eine 3,74 Meter große Blüte!).Auch ie Knolle der Titanenwurz ist rekordverdächtig, sie wiegt im Schnitt 25 Kilogramm, einzelne Exemplare haben es aber auch schon auf über 100 Kilogramm gebracht! Heimisch ist sie in Indonesien.
Victorianächte mit Führungen
Während der Victorianächte (bis 25. August immer sonnabends bis 24 Uhr) ist auch das Botanische Museum geöffnet und es gibt die sogenannten Victoriatalks, bei denen Experten u.a. erklären, „wie Seerosen das Schwimmen lernten“. Wer mag, kann auf einem Victoriablatt-Modell sitzen und sich fotografieren oder sich ein getrocknetes Blatt ansehen.
Victoriahaus und Victorianächte – Infos
Termin: bis 25. August, sonnabends bis 24 Uhr. Victoriatalks jeweils ab 20.15 Uhr
Adresse: Botanischer Garten Berlin, Eingänge Unter den Eichen 5-10 und Königin-Luise-Platz
Eintritt: normaler Garteneintritt 6 Euro