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Was der Pirol mit Loriot zu tun hat

Die endgültigen Zahlen stehen noch nicht fest, aber bei der Stunde der Gartenvögel 2014 lag in Berlin wohl wieder ein guter Bekannter vorn: der Haussperling. Einer, dessen Chancen auf einen der oberen Plätze eher schlecht stehen, ist der Pirol. Der wunderschöne Vogel taucht in Berlin leider nur sehr, sehr selten auf.

Die Pirol-Familie ist in den Tropen zuhause

Sein zitronengelbes Gefieder erweckt den Eindruck, dass der Pirol eigentlich in die Tropen gehört. Was im Prinzip auch stimmt, denn die Familie der Pirole ist tatsächlich in den tropischen Gebieten in Asien und Afrika zuhause. Einer aus der Verwandtschaft aber ist in Europa heimisch. Sein wissenschaftlicher Name: Oriolus oriolus. Man könnte ihn „Europäischer Pirol“ nennen.

Knallgelbes Gefieder

Der Vogel ist ungefähr so groß wie eine Amsel und fällt mit dem schon erwähnten gelben Gefieder und den schwarzen Flügeln und Schwanzspitzen, dem langgezogenen Schnabel und dem schwarzen Augenfleck wirklich sehr auf (das gilt vor allem für das Männchen – die Weibchen sind deutlich weniger bunt). Zu sehen bekommt man den Pirol aber nur selten. Er hat es nicht so mit Menschen und verbirgt sich lieber im Dickicht hoher Bäume. In Berlin ist er außerdem wirklich selten. Gerade einmal drei Pirole wurden bei der Stunde der Gartenvögel 2014 gezählt. In Brandenburg waren es immerhin 100, die meisten davon wurden in den Kreisen Potsdam-Mittelmark und Oberhavel gezählt.

Begnadeter Sänger

Den Ruf des Pirols kann man kaum beschreiben. Er ist spektakulär. Melodiös, flötend und kraftvoll wie bei der Nachtigall – und doch ganz anders. „bülooo-büloo“ oder so ähnlich heißt die Strophe, aber den Gesang zu erklären wäre in etwa so, als ob man die Stimme von Rolando Villazón beschreiben wollte. Wer den Pirol einmal singen gehört hat, wird das Erlebnis so schnell nicht vergessen. Bloß wenn er sich gestört fühlt, wird sein Ruf schräg: Dann tut er seinen Unmut mit einem hohen „gickgickgick“ kund.

Der Pirol liebt lichte Wälder, hohe Bäume und Wasser

Sehen und hören kann man den Pirol am ehesten in lichten Wäldern mit Wasser in der Nähe. Auch in Parks, auf Streuobstwiesen oder Friedhöfen fühlt er sich wohl. Hauptsache, es gibt hohe Bäume mit dichter Krone, in die er sich zurückziehen kann. Den Winter verbringt der Vogel in Afrika, und er bleibt auch nicht lange im kühlen Mitteleuropa: Schon Ende Juli zieht er wieder in den Süden – fast gleichzeitig mit dem Mauersegler.

Nest in der Astgabel

Im Moment aber ist der Pirol mit der Brut beschäftigt. Sein Nest baut er in hohen Bäumen, wo er es wie eine Wiege in einer Astgabel aufhängt. Die Eier des Vogels sind, ganz anders als er selbst, eher unauffällig: hellgrau mit schwarzen Punkten. 18 Tage wird gebrütet, dann schlüpfen die Jungen, die oft nach kaum drei Wochen schon das Nest verlassen.

Der Pirol und sein Spitzname „Vogel Bülow“

Sein Ruf hat dem Pirol auch den Spitznamen Vogel Bülow eingebracht. Kein Wunder, dass die Adelsfamilie Bülow den Vogel als Wappentier nutzt. Und auch der Künstlername des verstorbenen Loriot (der ja bekanntlich Vicco von Bülow hieß) lässt sich ganz einfach erklären: Loriot ist die französische Version von Pirol. Wenn man einen der wunderschönen Vögel sieht oder hört, kann man sich freuen. In Deutschland steht er auf der Vorwarnliste der Roten Listen, sein Bestand sinkt überall, weil die Zahl der naturnahen Laub- und Auwälder leider stetig abnimmt. Auch deshalb wurde der Pirol 1990 zum Vogel des Jahres erklärt (2014 ist das der Grünspecht).

 

 

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