Eines der „Jahreswesen“ hatte ich ganz vergessen – es ist die Wasserspitzmaus, das Tier des Jahres 2016. Und sie hat diese Aufmerksamkeit wirklich verdient, denn sie gehört zu den gefährdeten Arten.
Die Wasserspitzmaus ist die größte Spitzmaus in Europa
Mit nicht ganz zehn Zentimetern Länge (mit Schwanz kommen noch einmal sieben Zentimeter dazu) ist die Wasserspitzmaus (Neomys fodiens) die größte Spitzmaus in Europa. Die Waldspitzmaus, die auch schon Thema dieses Blogs war, ist um einiges kleiner. Die Wasserspitzmaus wird bis zu 25 Gramm schwer. Ihr Fell ist schwarz, nur am Bauch trägt sie Silbergrau. So ist die Maus perfekt an ihren Lebensraum, das Wasser, angepasst – sie macht sich unsichtbar.
Leben am und im Wasser
Die Wasserspitzmaus wohnt an Gewässerufern, und das können genauso schmale Gräben wie breite Flüsse sein. Auch mit schnell fließendem Wasser hat sie kein Problem. Aber die Gewässer müssen naturnah und unverbaut sein und ausreichend Bewuchs am Ufer haben. Solche Gewässer allerdings gibt es heute nur noch selten, und das ist auch der Grund, warum die Maus so selten geworden ist. In ganz Deutschland steht sie auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.
Flinke Taucherin
Mit Schwimmborsten an den Füßen und einer Art „Kiel“ am Schwanz ist die Wasserspitzmaus im Wasser sehr flink unterwegs. Sie kann gut und schnell schwimmen und ist eine ausgezeichnete Taucherin. Wer das Glück hat, sie einmal beim Sprung ins Wasser zu beobachten, der staunt über das silbrige Luftpolster, das entsteht, weil die Schutzhaare des Pelzes die Luft festhalten. So bleibt der Körper trocken. Die „Taucherglocke“ hat allerdings auch ihre Tücken, denn sie drückt die Maus immer wieder an die Wasseroberfläche.
Giftdrüsen als Jagdwaffe
Um den Auftrieb auszutricksen, springt die Wasserspitzmaus oft kopfüber ins Wasser, um schnell zum Grund zu kommen. Dort wühlt sie mit ihrer spitzen Nase in Pflanzen und unter Steinen und sucht nach Insektenlarven, Gliederwürmern, Froschlaich, Schnecken und Flohkrebsen. Gelegentlich fängt sie auch einen Fisch. Sie kann sich an die größeren Tiere heranwagen, denn sie hat eine ganz besondere Waffe: Giftdrüsen unter der Zunge lähmen die Opfer.
Bei ihrer Wohnung ist die Wasserspitzmaus nicht wählerisch. Sie zieht gerne in die Baue anderer Mäuse ein – und wenn die noch dort leben, werden sie einfach verscheucht. Dann wird der Unterschlupf den Bedürfnissen angepasst: Ein Ausgang zum Wasser hin kommt dazu.
Turbulente Balz
Zwischen April und September ist Paarungszeit bei den Wasserspitzmäusen, und die Balz ist eindrucksvoll: Das Männchen verfolgt das Weibchen, das erste flüchtet, mal mit Sprüngen ins Wasser, mal unter Wasser, dann wieder an Land. Die Verfolgungsjagd dauert ziemlich lange, das Weibchen lässt sich bitten, bis es zur Paarung kommt.
Die Jungen wachsen im Bau aus, den die Maus vorher mit Moos und Gras weich auspolstert. Es dauert nur etwa sechs Wochen, bis der Nachwuchs das Nest verlässt.
Die Wasserspitzmaus ist kein Nagetier
Übrigens ist die Wasserspitzmaus nicht näher mit echten Mäusen verwandt. Mäuse gehören zu den Nagetieren, Wasserspitzmäuse zur Ordnung der Insektenfresser – zu den Verwandten gehören Igel und Maulwurf.