Der Wiedehopf ist einer der spektakulärsten heimischen Vögel überhaupt. Mit seinem langen Schnabel, der Federhaube und dem hellbraun-schwarz-weißen Gefieder kann man ihn nicht verwechseln. Die Chancen, ihm zu begegnen, sind allerdings nicht allzu groß, denn der Wiedehopf ist ziemlich selten. Gerade wurde er zum Vogel des Jahres 2022 gekürt.
Wiedehopfe in Brandenburg
Höchstens 460 Brutpaare gibt es nach Angaben des Nabu in Deutschland, in Brandenburg ist die Zahl mit am höchsten. Viele der etwa 27 Zentimeter großen Vögel leben auf ehemaligen Truppenübungsplätzen. Sehen kann man sie zum Beispiel im nördlichen Oderbruch, im Niederen Fläming und im nördlichen Spreewald. Bevorzugter Lebensraum des Wärmeanbeters sind offene Landschaften mit wenig Bewuchs und einigen älteren Bäumen. Dazu gehören Steppen, sehr lichte Wälder, extensiv genutzte Wiesen und Brachen.
Ein Schnabel zum Stochern
Oft sieht man den Vogel am Boden umherschreiten, auf der Suche nach Käfern, Raupen, Spinnen, Regenwürmern und Maulwurfsgrillen. Sein langer, gebogener Schnabel ist bestens dafür geeignet, im Erdreich zu stochern.
Fliegen wie ein Schmetterling
Manchmal kann man den Wiedehopf im Flug beobachten – er fliegt etwas träge und wellenförmig, und er bewegt die Flügel beinahe wie ein Schmetterling.
Brautgeschenke vom Männchen
Im Augenblick sind die Vögel mit der Balz beschäftigt. Anfang April etwa sind sie aus ihren Wintergebieten südlich der Sahara zurückgekehrt, die Männchen haben gleich begonnen, eine Bruthöhle zu suchen (etwa in Astlöchern, Felsspalten, Spechthöhlen und sogar unter der Erde). Danach begann die Balz. Dazu setzen die Männchen ihre Federhaube ein und sträuben auch noch das Kehlgefieder, um eindrucksvoller zu wirken. Und sie sind noch origineller, denn sie machen dem Weibchen Brautgeschenke in Form von Futter (das Foto zeigt eine solche Übergabe – herzlichen Dank an Eberhard Müller für die schöne Aufnahme).
Das Männchen versorgt den Nachwuchs
Übrigens zeigt das Bild noch etwas: Anders als bei vielen anderen Vogelarten sind Männchen und Weibchen beim Wiedehopf sehr ähnlich gefärbt, sie tragen auch beide eine Federhaube.
Etwa Anfang Mai beginnt die Brutzeit. Das Weibchen legt fünf bis acht ovale blaugraue Eier, die es etwa 20 Tage lang bebrütet. Der Nachwuchs braucht nach dem Schlüpfen noch einmal etwa 20 Tage, bis er das Nest verlassen kann. Solange die Jungtiere noch im Nest sitzen, werden sie vom Männchen versorgt, erst wenn sie keine Wärme mehr benötigen, geht auch das Weibchen mit auf Nahrungssuche.
Wie sich der Wiedehopf-Nachwuchs gegen Angreifer wehrt
Das Gefieder, so bunt es auch erscheint, ist eine gute Tarnung für die Wiedehopfe. Bei Bedrohung legen sie sich flach auf den Boden, spreizen die Flügel, richten den Kopf auf und bleiben regungslos in dieser Haltung, bis der Feind verschwunden ist. Jungvögel haben eine sehr eigenwillige Methode, sich gegen Fressfeinde wie Marder und Habicht zu wehren. Sie zischen Angreifer an, und wenn das noch nicht reicht, bespritzen sie sie mit Kot und einem übelriechenden Sekret aus der Bürzeldrüse. Vermutlich ist das der Grund für den Spruch „du stinkst ja wie ein Wiedehopf“…