Der Wiesen-Wachtelweizen hat ein dunkles Geheimnis. Er ist ein Halbschmarotzer, der sich – ähnlich wie die Mistel – von Pflanzen in seiner Umgebung ernährt. In Berlin und Brandenburg ist die Pflanze ziemlich häufig.
Der Wiesen-Wachtelweizen ist ein Halb-Schmarotzer
Die Bezeichnung „Halb“-Schmarotzer bedeutet, dass das Gewächs einerseits parasitisch lebt (Erklärung folgt gleich), andererseits aber trotzdem Chlorophyll (= Blattgrün) enthält und Photosynthese betreiben kann. Sie leben also von ihren Wirten, können aber auch selbst Nährstoffe gewinnen.
Andere Gewächse werden angezapft
Der Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum pratense) bildet kleine Saugorgane, mit denen er andere Pflanzen – Gräser, kleine Sträucher, aber auch Bäume – anzapft. So versorgt er sich mit Wasser und Nährstoffen.
Kleine Pflanze mit schmalen Blättern
Erkennen kann man die Pflanze sehr leicht. Sie wird etwa 20 bis 30 Zentimeter hoch, hat einen vierkantigen Stängel und gegenständig wachsende, lange und sehr schmale Blätter. Auf Höhe der Blüten sind die Blätter etwas gezähnt.
Blüten wie Fähnchen
Oben ragen die keulenförmigen weiß-gelben Rachenblüten direkt aus dem Stängel – sie wachsen nicht nach oben, sondern stehen waagrecht wie kleine Fähnchen. Blütezeit ist zwischen Mai und September, und um die Bestäubung kümmern sich Hummeln und Fliegen.
Ameisen verbreiten die Samen der Pflanze
Später, etwa ab Juli, bilden sich Kapselfrüchte, die von Ameisen verbreitet werden. Auch hier ist die Pflanze sehr raffiniert: Sie lockt die Tiere durch Saftdrüsen (Nektarien) an den oberen Blättern an – und die sehen nicht zufällig genauso aus wie Ameisenpuppen. Die Tiere schleppen sie in ihre Nester, wo die Samen keimen.
Zu sehen in lichten Wäldern
Bevorzugte Standorte des Wiesen-Wachtelweizens sind entgegen seines Namens keine Wiesen, sondern lichte Fichten- und Laubwälder und Gebüsche. Er mag saure und lehmhaltige Böden. Interessant ist, dass die Pflanze, die mit dem Hain-Wachtelweizen verwandt ist, je nach Jahreszeit ganz unterschiedlich aussehen kann.
Wiesen-Wachtelweizen ist giftig für Tiere
Viele Tiere übrigens halten sich fern – sie scheinen zu wissen, dass der Wiesen-Wachtelweizen leicht giftig ist. Das Aucubin, das besonders in den Samen enthalten ist, wäre zum Beispiel für Mäuse tödlich. Damit wäre dann auch der Volksglaube widerlegt, der der Pflanze den Namen gab: Früher dachte man nämlich, dass Wachteln eine Vorliebe für die Samen des Wiesen-Wachtelweizens haben…