Ich finde ja, dass man sich ab und zu eine Reise in die Vergangenheit gönnen sollte. Mal weg von Handy, Auto, Internet und MP3-Player und rein in eine Zeit, in der man sein Mittagessen noch jagen und die Wolle für seinen Pullover selber spinnen musste. In der man noch keine Heizung hatte, um sich im Winter zu wärmen und den Honig erst aufs Brot schmieren konnte, wenn man sich vorher um sein Bienenvolk gekümmert hatte. Der richtige Ort für diese Reise ins Mittelalter ist für mich das Museumsdorf Düppel. Ein kleines Idyll im Süden Berlins, umgeben von Natur.
Düppel – Museumsdorf auf historischem Boden
An diesem Ort ist Berlin eine kleine Siedlung aus Holzhäusern, mit einem großen Dorfplatz, Obst- und Gemüsegärten und mit Menschen, die Handwerkskünste aus der alten Zeit beherrschen. Was ich am Museumsdorf so spannend finde, ist, dass es an dieser Stelle wirklich mal eine Siedlung gegeben hat. Als in den sechziger Jahren Reste davon bei Ausgrabungen freigelegt wurden, entstand die Idee, die Häuser wieder aufzubauen und dafür die freigelegten Grundrisse zu nutzen – ein Museum zum Anfassen sollte entstehen. Als die ersten drei Häuser fertig waren, durften die Berliner gucken kommen. Und sie kamen. In Massen. Um zu gucken, aber auch, um mitzuarbeiten an diesem Projekt. Inzwischen gibt es zwölf Häuser, ein Backhaus, ein Vorratshaus und zwei Brunnen, alte Tierarten wie das Düppeler Weideschwein und das Skudde-Schaf und Felder mit Nutzpflanzen.
Im Dorf wird das Mittelalter richtig gelebt
Durch das Museumsdorf Düppel zu wandern ist wirklich wie eine Zeitreise. Sie zeigt, wie Häuser gebaut wurden, wie Roggen früher zu Brot und Nektar zu Honig wurde. Es wird getöpfert, gesponnen, gewebt und geheilt – mit Kräutern aus dem Museumsdorf. Bei allen Tätigkeiten ist man dicht dran an der Natur. Regelmäßig gibt es Feste, bei denen das mit der Zeitreise noch intensiver gelebt wird, mit Musik und Vorführungen – natürlich in historischen Kostümen. Am Sonntag (9. Juni) bekommen Besucher eine Einführung in die Kunst des mittelalterlichen Schafscherens. Außerdem wird gezeigt, wie aus der geschorenen Wolle mit viel Mühe Kleidung wurde: am Spinnrad oder Webstuhl zu Stoffen verarbeitet, gefilzt und auf unterschiedliche Weise gefärbt. Das Spannendste: Es funktioniert auch heute noch – und das, was entsteht, ist durchaus tragbar. Auch das macht diese Zeitreise so interessant.
Adresse: Clauertstraße 11, 14163 Berlin, Tel.: 030/8026671, Internet: www.dueppel.de. Geöffnet zwischen 29. März und 13. Oktober jeweils donnerstags von 15-19 und sonn/feiertags von 10-17 Uhr, Eintritt 2, erm. 1 Euro
Ähnliche Artikel:
Wollschweine und Lotos im Schaugarten Schwante