In einer Großstadt stehen sich Naturschutz und Flächennutzung manchmal im Weg – und da wird ein Lebewesen schon mal zum Problemtier. Was den Nabu Berlin dazu veranlasst, sich beim Berliner Naturschutztag 2015 am 21. Februar mit diesem Thema zu befassen.
Berliner Naturschutztag in der Jerusalemkirche
„Von Problemtieren und Schutzgütern – Herausforderungen des Artenschutzes“ heißt das Motto der Veranstaltung am 21. Februar in der Jerusalemkirche in Kreuzberg. Und eine Herausforderung ist es tatsächlich, Lösungen zu finden, wenn einerseits Bedarf an Wohnungen besteht und Natur und Mensch andererseits Rückzugsflächen brauchen. Oft genug zieht die Natur den Kürzeren. Besonders dann, wenn es um sehr gefragte Flächen geht.
Umsiedlung von Zauneidechsen
Ein Beispiel, um das es bei einem Vortrag von Dr. Norbert Schneeweiß von der Naturschutzstation Rhinluch geht ist die Zauneidechse (Foto, es zeigt ein weibliches Tier). So wurden im vergangenen Jahr auf dem Gebiet des ehemaligen Rangierbahnhofs Schöneweide 300 Zauneidechsen gefangen und in ein Gebiet bei Fredersdorf in Brandenburg umgesetzt. Der Nabu hatte gegen die Umsiedlung der streng geschützten Reptilien geklagt, weil die Naturschutzverbände an der Umsiedlung nicht beteiligt wurden, obwohl dies vom Berliner Naturschutzgesetz gefordert wird.
Artenschutz und Stadtplanung
Der Umweltbiologe Peer Cyriacks von der Deutschen Wildtier-Stiftung spricht über die gesellschaftliche Akzeptanz des Artenschutzes, außerdem gibt es einen Vortrag von Birgit Klimek (Büro Seebauer/Wefers und Partner) zum Thema Ersatzflächen für Arten und Biotope. Die Landschaftsarchitekten und Stadtplaner sind in Berlin unter anderem mit Ausgleichskonzepten und dem Beteiligungsprozess zur Gestaltung des Mauerparks beschäftigt.
Der Jüdische Friedhof Weißensee als Biotop
Ein Vortrag von Dr. Birgit Seitz (TU Berlin) stellt den Jüdischen Friedhof Weißensee vor, der nicht nur Erinnerungsstätte und Denkmal, sondern auch Lebensraum für Tiere und Pflanzen ist.
Zur Lage der Vogelwelt in Berlin
Berlins Vogelwelt ist ebenfalls ein Thema. Neben einem Porträt des Habichts als Vogel des Jahres 2015 (Vortrag von Rainer Altenkamp von der AG Greifvogelschutz des Nabu) gibt es eine Einschätzung von Dr. Klaus Witt und Klemens Steiof zur Lage von Berlins Vogelwelt. Die beiden Experten von der Berliner Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft sprechen über die neue Rote Liste der Brutvögel Berlins.
Vortrag über den Eichenprozessionsspinner
Aber zurück zu Problemtieren. Eines davon ist der Eichenprozessionsspinner. Der Schmetterling gilt als forstwirtschaftlicher Schädling, weil er Kahlfraß an Bäumen verursacht. Hinzu kommt, dass die langen Haare der Raupen stark hautreizend und allergieauslösend sind. Zur Bekämpfung des Insekts wird nach Angaben des Nabu oft das Pestizid Dipel ES eingesetzt, was Auswirkungen auf andere Insektenarten haben könne.
Nach Angaben des Herstellers werden zwar Nützlinge wie Florfliege, Marienkäfer und Raubmilbe nicht gefährdet, aber das Mittel darf, wie dem Sicherheitsdatenblatt zu entnehmen ist, nicht einmal in kleinen Mengen ins Grundwasser gelangen. Generell lehnen Umweltverbände großflächige Spritzeinsätze gegen den Schädling ab, sie sprechen sich eher für das Absaugen und anschließende Verbrennen der Nester in Siedlungsgebieten aus.
Mögliche Auswirkungen der Bekämpfungsaktionen
In Waldgebieten sollte, so der Nabu, auf Pestizideinsätze ganz verzichtet werden. Auch das Umweltbundesamt empfiehlt, den Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln so niedrig wie möglich zu halten und betroffene Waldgebiete stattdessen vorübergehend zu sperren oder Warnschilder aufzustellen. Bei dem Vortrag beim Berliner Naturschutztag 2015 spricht Dr. Jörg Gelbrecht vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und dem Landesfachausschuss Entomologie (Insektenkunde) des Nabu Brandenburg über die potenziellen Auswirkungen der Bekämpfungsaktionen gegen den Eichenprozessionsspinner.
Berliner Naturschutztag – Infos
- Termin: 21. Februar 2015, 10 bis 16.15 Uhr
- Ort: Jerusalemkirche, Lindenstr. 85, 10969 Berlin
- Eintritt: 6, Nabu-Mitglieder 4 Euro