Stellen Sie sich mal diese Situation vor: Sie sind irgendwo in der freien Natur, die Dämmerung beginnt – und plötzlich tauchen überall am Himmel Vögel auf. Hunderte, Tausende, die in Scharen und mit viel Lärm hoch über Ihrem Kopf vorbeifliegen. Bekommen Sie eine Gänsehaut? Ich verspreche Ihnen: Wenn man es nicht nur in Gedanken, sondern wirklich erlebt, ist es noch viel großartiger. Und im Moment stehen die Chancen dafür gut: In der Region um Linum nördlich von Berlin rasten gerade 41.000 Kraniche und dazu unzählige Enten und Gänse.
Rast-Stätte Linum – Kraniche, Gänse und Enten machen hier Pause
Normalerweise hat Linum gerade einmal 700 Einwohner, aber zur Kranich-Saison erhöht sich diese Zahl drastisch. Und damit meine ich nicht nur die fliegenden Durchzügler, die in den Teichen nahe des Dorfes Rast einlegen. Sondern auch die Berliner, die in Scharen kommen, um das Spektakel zu erleben. Im Frühjahr waren es die Störche, die auf den Dächern gebrütet haben, und jetzt sind es die grauen Vögel des Glücks, die sich tagsüber auf den Feldern Kräfte für den weiten Flug in den Süden anfressen und abends zu Tausenden die Teiche ansteuern, um dort die Nacht zu verbringen.
Trompetenkonzert am Teich
Mit Stille darf man nicht rechnen, wenn man den Abend im Linumer Teichland erlebt. Jedenfalls nicht während der Zugvogelrast. Dann verbindet sich das Trompeten der Kraniche in Linum mit dem Kreischen von Enten zu Gänsen zu einer Kakophonie, die allen Zweibeinern ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Je dunkler es wird, desto niedriger fliegen die Vögel, und erst wenn der Himmel nachtschwarz ist, wird es langsam ruhiger am Himmel.
Führungen zu den Kranichen in Linum
In Linum sind die Chancen, die Vögel beobachten zu können, gut, denn es gibt mehrere Aussichtstürme, von denen aus man eine weite Sicht in alle Richtungen hat. Wer kommen will, sollte sich dunkle, warme Kleidung mit festen Schuhen anziehen und ein gutes Fernglas mitbringen.
In der Nabu-Storchenschmiede bekommt man Informationen über die Zugvögel und trifft sich zu Führungen, die bis 11. November 2013 jeden Freitag, Sonnabend und Sonntag am späten Nachmittag stattfinden. Anmeldung ist erforderlich (Telefon: 033922/50500), die genaue Uhrzeit bitte erfragen. Die Teilnahme kostet 6 Euro. Anfahrt: A 24 Berlin-Hamburg bis Abfahrt Kremmen, hinter Staffelde links abbiegen Richtung Linum. Die Storchenschmiede liegt direkt an der Dorfstraße.
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Autorin: Silke Böttcher